Republikaner in den USA: Alle gegen Donald Trump und Marco Rubio
Lügenvorwürfe, Wortgefechte - und beißender Spott. Die Rivalen der Republikaner greifen in New Hampshire den Zweit- und den Drittplatzierten von Iowa an.
Für die Hälfte des republikanischen Bewerberfeldes geht es in diesen Tagen kurz vor der zweiten Vorwahl in New Hampshire bereits um das politische Überleben. Die Attacken der Rivalen werden schärfer. Hauptziel der Angriffe ist Marco Rubio, der nach seinem überraschend starken dritten Platz den anderen drei moderaten Kandidaten – Jeb Bush, Chris Christie und John Kasich - uneinholbar zu enteilen droht. Ungewöhnlich harte Wortgefechte liefern sich aber auch Donald Trump und Ted Cruz. Trump warf Cruz vor, er habe die Vorwahl „in Iowa nicht gewonnen, sondern gestohlen“, indem er Lügen verbreitet habe. Cruz hatte behauptet, er habe Informationen, dass Ben Carson das Rennen aufgeben wolle.
Trump behauptete, wegen dieser „Lüge“ habe er wesentlich schlechter als in den Umfragen abgeschnitten, und verlangte, die Vorwahl in Iowa müsse deshalb wiederholt werden. Das trug ihm freilich nur Hohn ein. Cruz nannte ihn einen „schlechten Verlierer". Der konservative Sender Fox spottete, der plötzliche Ruf nach Fairplay komme ausgerechnet von Trump, der selbst ständig haltlose Gerüchte über Rivalen verbreite.
Die harten Töne geben einen Vorgeschmack auf die TV-Debatte der Republikaner am Samstagabend. Mit strategischem Interesse verfolgen die Medien die Arbeitsteilung zwischen Jeb Bush und Chris Christie, die gemeinsam auf Rubio eindreschen. Beide wollen, um sich selbst eine Chance auf die Nominierung zu erhalten, verhindern, dass die Öffentlichkeit Rubio als den einzigen aussichtsreichen Bewerber unter den moderaten Konservativen wahrnimmt. Ein Bush nahestehendes finanzstarkes SuperPac – so heißen die Wahlhilfeorganisationen, die politische Botschaften verbreiten, um einen Kandidaten zu unterstützen, sich aber nicht mit dessen Wahlkampfteam koordinieren dürfen – lässt in Radio und Fernsehen Anzeigen gegen Rubio schalten.
Rubio wird als unerfahren dargestellt
Christie nimmt Rubio parallel bei Wahlkampfauftritten in New Hampshire auseinander und beschreibt ihn als einen Politiker, der in seiner kurzen Karriere noch keinen vorzeigbaren Erfolg erzielt habe.
Die anderen drei Moderaten haben als Gouverneure erfolgreich Bundessaaten regiert: Bush Florida, Christie New Jersey und Kasich Ohio. Rubio sei ein Weichling, höhnt Christie, den seine Berater vor harten Fragen der Bürger schützen. Überall trage er dieselbe einstudierte Rede vor und weiche Fragen aus. Deshalb dauerten Rubios Auftritte auch nur 45 Minuten statt zwei Stunden wie bei ihm, Christie.
Der Spott gipfelt in einem Satz, mit dem Christie sich die Schlagzeilen des Tages sichert: „The boy needs to come out of his bubble.“ Ein kleiner Junge sei Rubio also, der in einer Blase lebe, die ihn von der Realität abschirme. Rubio lasse sich „wie ein Viertklässler sagen, auf welchen Stuhl er sich setzen soll.“
Er, Christie, suche verzweifelt nach einem Beispiel, was Rubio als Senator erreicht hat. Er könne aber keines finden. Wie eine Bestätigung wirkt da eine andere Nachricht aus dem republikanischen Lager. Rick Santorum gibt auf, empfiehlt seinen Anhängern, Rubio zu wählen, tut sich auf die Frage von Reportern, wie er das begründe, jedoch schwer, einen politischen Erfolg Rubios zu benennen.
Doch nicht nur die Rivalen, auch manche Medien machen sich über Rubios allzu raschen Aufstieg zum neuen Liebling des Establishments lustig. Die New York Times erinnert an einen Auftritt in Stiefeln mit erstaunlich hohen Absätzen, wie sie sonst eher Frauen tragen. Die Washington Post nennt ihn einen „ängstlichen Wahlkämpfer“.