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Bundestagswahl 2017: Alle 12 Bezirke auf einen Blick

In der City West, in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln gab es spannende Duelle. Überall legte die AfD deutlich zu – auf Kosten von CDU und SPD.

Berlin hat wieder mal bunt gewählt: Die CDU schnitt im Norden und Südwesten der Stadt stark ab, die Linke verteidigte ihre alten Ostbezirke. In Mitte konnte die SPD ihr Direktmandat halten. In Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln lieferten sich die Kandidaten bis in die Nacht ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die AfD holte teils über 20 Prozent. Das brachte der Wahlabend in den Bezirken:

MITTE

Eva Högl zieht zum dritten Mal mit dem Direktmandat aus Mitte in den Bundestag. Bei den Zweitstimmen kommt ihre Partei, die SPD, jedoch mit 17,9 Prozent nur auf Platz drei hinter CDU (18,7 Prozent) und Linke (21,4 Prozent). Der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU) hat den Einzug in den Bundestag verfehlt. „Wenn man über Wochen unterwegs ist und hart um jede Stimme kämpft, ist man bei so einem Ergebnis natürlich enttäuscht“, sagte er. Auch Özcan Mutlu (Grüne) hat das Direktmandat verfehlt. Weil seine Parteikollegin Canan Bayram in Friedrichshain-Kreuzberg gewonnen hat, kann er auch nicht über den vierten Platz der Landesliste einziehen. meb

PANKOW

Die Linke bleibt in Berlins bevölkerungsreichstem Bezirk stärkste Kraft. Ihr Direktkandidat Stefan Liebich gewinnt mit 28,8 Prozent klar vor seinen Herausforderern Gottfried Ludewig (CDU) und Klaus Mindrup (SPD). Ludewig sagte dem Tagesspiegel: „Nach dem fairen Wahlkampf gilt meine herzliche Gratulation Stefan.“ Liebich sitzt bereits seit 2009 im Bundestag. Wie schon bei der Berlinwahl 2016 konnte auch die AfD in Pankow ein gutes Ergebnis erzielen. Die Partei, die mit ihrem Landeschef Georg Pazderski als Direktkandidat antrat, kam mit 12,0 Prozent auf Platz fünf. uls/hah

REINICKENDORF

Der alte und neue Wahlkreisabgeordnete Frank Steffel (CDU) hat als Direktkandidat wieder eins der besten Ergebnisse in Berlin erzielt und mit 36,8 Prozent zum dritten Mal hintereinander das Mandat geholt. Aber auch in der schwarzen Hochburg Berlins musste sowohl die Partei als auch Steffel persönlich hohe Verluste hinnehmen. Auch die Sozialdemokraten, die auf dem zweiten Platz landeten, verzeichneten Verluste. Die AfD kommt mit 13,7 Prozent auf den dritten Platz, vor Linken und Grünen, die beide leichte Gewinne verbuchen konnten, und der FDP, die 11,3 Prozent der Stimmen holte. Steffel erklärte das AfD-Ergebnis unter anderem damit, dass es den anderen Parteien nicht gelungen sei, diese Wähler zu erreichen. Dies werde die große Herausforderung für die kommenden Jahre sein. sik

SPANDAU-CHARLOTTENBURG-NORD

In Spandau war der Wahlabend spannend. Swen Schulz von der SPD und Kai Wegner (CDU) lieferten sich lange ein enges Rennen um das Direktmandat. Schulz konnte sich schließlich durchsetzen und den Wahlkreis mit 32,1 Prozent für sich entscheiden. Damit hat er nur 1,2 Prozent mehr als Wegner. Bei den Zweitstimmen siegte allerdings die CDU mit 28,1 Prozent deutlich vor der SPD (22,7 Prozent). Schulz und Wegner waren beide über die Landesliste gut abgesichert, sodass auch Wegner dem nächsten Bundestag angehören wird. Er hatte den Wahlkreis 2013 geholt. Die Union musste in Spandau so wie im gesamten Bundesgebiet sehr hohe Stimmenverluste hinnehmen und auch die Sozialdemokraten verzeichneten starke Einbußen. Der Direktkandidat der AfD Andreas Otti – noch nicht einmal ein Jahr im Amt als Spandauer Bezirksstadtrat für Umweltschutz – erreicht Platz drei, ebenso wie seine Partei. Grüne, Linke und die FDP können ihre Anteile steigern. sik

STEGLITZ-ZEHLENDORF

Es ist ein Erdrutsch: Die CDU fährt das schlechteste Bezirksergebnis seit Jahren ein. Auch die SPD verliert stark. Der große Wahlgewinner im Südwesten ist die FDP, die genau wie die Grünen 14,2 Prozent holt. Bei den Erststimmen hat Ex-Justizsenator Thomas Heilmann von der CDU mit 35,4 Prozent klar gewonnen: Er freue sich zwar über das Direktmandat, ein Bundestag, in dem die AfD sitze, stimme ihn aber „nicht euphorisch“. Die Linken (Franziska Brychcy: „Das ist richtig, richtig gut für uns“), die FDP (Hartmut Ebbing: „Super Ergebnis“), Grüne (Urban Aykal: „Drittstärkste Kraft“) und die AfD (Sabine Gollombeck: „Es ist das, was ich erwartet habe“) feiern ihre Ergebnisse. bob

CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF

Zum spannenden Duell zwischen den Direktkandidaten Klaus-Dieter Gröhler (CDU) und Tim Renner (SPD) kam es im Charlottenburg-Wilmersdorfer Wahlkreis 80. Schließlich konnte Gröhler den Wahlkreis mit 30,2 Prozent der Stimmen für sich entscheiden, Renner kommt auf 27,6 Prozent der Stimmen. Gröhler hatte den Wahlkreis im Jahr 2013 gewonnen, im Bundestag fungiert er als Haushaltspolitiker. Über die CDU-Landesliste ist der 51-jährige Jurist nicht abgesichert. Im Falle einer Niederlage wollte er eventuell eine Anwaltskanzlei eröffnen, das wird nun nicht nötig sein. Der 52-jährige frühere Musikmanager und Kulturstaatssekretär Renner stand bei der SPD auf dem wackeligen Landeslistenplatz 6 und zieht somit nicht in den Bundestag ein. Er könnte er in seine Firma Motor Entertainment zurückkehren.CD

TEMPELHOF-SCHÖNEBERG

Der CDU-Mann Jan-Marco Luczak holt mit 29 Prozent zum dritten Mal das Direktmandat – und zwar mit gutem Vorsprung vor der SPD-Kandidatin Mechthild Rawert(22 Prozent), aber mit hohen Verlusten. Die Union bleibt dennoch stärkste Kraft im Bezirk. Grüne und Linke schneiden gut ab, die AfD kommt mit 9,6 Prozent auf Platz sechs, die FDP auf fünf. Luczak sprach von einer guten Stimmung während des Wahlkampfes, aber mit Blick auf das starke Ergebnis der AfD müsse man sehen, wie man die Politik so ausrichten könne, dass sich niemand zurückgelassen fühlt. sik

NEUKÖLLN

Lang war es eng, doch am Ende reichte es für SPD-Mann Fritz Felgentreu (26,8 Prozent) gegen seine Konkurrentin Christina Schwarzer (24,4 Prozent) von der CDU. Felgentreu hatte auch gewinnen müssen, weil er nicht über die Landesliste abgesichert war. Beide Kandidaten wollten sich am Abend noch nicht zum Wahlergebnis äußern. Freude hingegen bei der Grünen-Wahlparty in der alten Kindl-Brauerei, wenngleich mit Wermutstropfen: „Jetzt freue ich mich, ab morgen wird es schwierig“, sagte die Grüne Direktkandidatin Susanna Kahlefeld, die auf 11,0 Prozent der Stimmen kommt. Sie kann sich eine Jamaika-Koalition nur schwer vorstellen: „Ich weiß nicht, wie wir das inhaltlich hinkriegen sollen mit CSU und FDP.“ Große Unsicherheit herrschte im Vorfeld über das Abschneiden der AfD. Direktkandidat Frank Hansel, der auf 10,7 Prozent der Stimmen kam, interpretierte den Wahlerfolg seiner Partei im ehemaligen Arbeiterbezirk via Twitter: „Neukölln wählt blau und setzt Zeichen. Für Buschkowsky und Frank Hansel und gegen die SPD.“ sam

FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG/ PRENZLAUER BERG OST

Grün-Linke Zitterpartie im Wahlkreis 83: Wer Nachfolger von Hans-Christian Ströbele (Grüne) werden sollte, war lange unklar. Die Kandidatin der Grünen, Canan Bayram, und der Linke Pascal Meiser lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das letztendlich Bayram für sich entscheiden konnte. Ihr gelang es mit 26,3 Prozent der Stimmen, das bundesweit einzige grüne Direktmandat zu verteidigen. Auf Platz drei hinter Meiser (24,9 Prozent) landete Cansel Kiziltepe (SPD), der zuvor Chancen eingeräumt worden waren. Bei den Zweitstimmen war die Sache dagegen klarer. Hier gewann die Linke vor den Grünen. Erwartungsgemäß keine Chance hatte CDU-Kandidat Timur Hussein, wie auch die AfD, die es im Bezirk nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde schaffte. nele

TREPTOW-KÖPENICK

Gewinner der Bundestagswahl in Treptow-Köpenick sind Gregor Gysi (Linke) und die AfD – sie haben ihre Ziele erreicht. Gysi holt mit 39,9 Prozent das Direktmandat. Die Linke als Partei hat weniger Verluste gemacht als CDU und SPD. Die Wählerschaft ist weiter an die Ränder des politischen Spektrums gewandert. Bitter für die „Volksparteien“ und ihre Kandidaten Matthias Schmidt (SPD) und Niels Korte (CDU), beide verlieren hier im Südosten ihre Bundestagsmandate. Die AfD erreichte auf Anhieb ein ähnliches Ergebnis wie bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus 2016, ihr Direktkandidat Martin Trefzer kommt auf Platz drei hinter Gysi und Korte. Dieser sprach von „dramatischen Verlusten“ seiner Partei, damit habe niemand gerechnet, auch Schmidt war am Wahlabend zerknirscht: „Eine sehr schwierige Situation. Wie es aussieht, ist meine Zeit abgelaufen.“loy

MARZAHN-HELLERSDORF

Der Linken geht in Marzahn-Hellersdorf die Puste aus. Nachdem sie bereits bei der Abgeordnetenhauswahl fast gleichauf mit der AfD lag, musste sie am Sonntag weitere Verluste hinnehmen – und fiel auf 26,1 Prozent. Sie verlor bei den Zweitstimmen mehr als sieben Punkte zu 2013. Nicht weit dahinter liegt die AfD mit 21,6 Prozent, für die CDU (20,9 Prozent) blieb nur Platz drei. Feiern konnte nur Petra Pau. Die Bundestagsvizepräsidentin gewinnt mit 34,2 Prozent klar und holt so zum fünften Mal in Folge für die Linke das Direktmandat. Die Gesellschaft sei „weit nach rechts gerückt“, beklagte sie. Jeannette Auricht von der AfD liegt mit 20,6 Prozent nur knapp hinter Monika Grütters von der CDU (22,3 Prozent). isa

LICHTENBERG

Der Wahlkreis 86 ist eine linke Hochburg. Gesine Lötzsch hat vier Mal das Direktmandat gewonnen. Auch am Sonntagabend gewinnt sie mit klarem Vorsprung (34,7 Prozent) vor Martin Pätzold von der CDU, dem AfD-Kandidaten Marius Radtke und Kevin Hönicke (SPD). Auch bei den Zweitstimmen lag die Linke weit vorne (29,3 Prozent). Auf Platz zwei folgt die CDU mit nur zwei Prozentpunkten vor der AfD, gefolgt von der SPD. Die AfD ist im Bezirk im Aufwind und dass sie nur knapp nicht zweitstärkste Kraft wurde, gehört nicht ins Reich der Fabeln. Die Grünen kommen auf 6,8 Prozent, die FDP nur auf nur 5,3 Prozent. Siegerin Lötzsch griff noch am Wahlabend die AfD an. rok

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