Nach dem Germanwings-Unglück: Alexander Dobrindt lässt Experten über Piloten-Untersuchungen beraten
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt setzt zusammen mit der Luftverkehrsbranche ein Gremium ein, das Konsequenzen aus dem Absturz des Germanwings-Airbus ziehen soll. Es geht um Sicherheit und die medizinische Untersuchung von Piloten.
Der Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen, für die mutmaßlich der Kopilot verantwortlich gewesen ist, könnte Veränderungen bei den Vorschriften für die Sicherheit in Flugzeugen und die medizinische Untersuchung von Piloten zur Folge haben.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, kündigten nach einem Gespräch am Donnerstag in Berlin an, eine Expertengruppe der Luftfahrtbranche einzuberufen. Das Gremium soll über Folgen aus dem Unglück beraten, bei dem vor gut einer Woche 150 Menschen starben. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler schloss der Kopilot des Airbus seinen Flugkapitän aus der Kabine aus und begann einen Sinkflug, bis die Maschine an einem Berg zerschellte.
Der Kapitän konnte nicht mehr in die Kabine, weil - als Konsequenz der Flugzeugattentate von New York im Jahr 2001 - der Zugang zum Cockpit von außen nicht mehr möglich ist, wenn er von innen verweigert wird. Kopilot Andreas Lubitz soll den Türmechanismus auf Totalverriegelung gestellt haben. Konsequenzen aus dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten beraten. Dobrindt und Siegloch kündigten an, dass die Experten klären sollen, ob und wie dieser Türschutz verändert werden kann. Zuvor hatten mehrere Luftfahrtgesellschaften schon angekündigt, die in den USA übliche Regel, dass im Cockpit immer zwei Personen sein sollen, einzuführen. Darunter ist auch die Lufthansa, zu der Germanwings gehört.
Kommen strengere Untersuchungen?
In der Runde sollen die Airlines vertreten sein, ebenso Flugmediziner und die Berufsverbände. Auch das Verkehrsministerium und das Luftfahrtbundesamt als oberste Kontroll- und Zulassungsbehörde sollen eingebunden werden. Die Sachverständigen sollen neben den Sicherheitsaspekten auch untersuchen, ob bei den medizinischen und psychologischen Checks für Piloten Änderungen nötig sind. Lubitz hatte während seiner Pilotenausbildung eine depressive Phase, weshalb er die Fliegerschule vorübergehend verlassen musste.
Alle späteren Untersuchungen für die Zulassung als Pilot und die jährlichen Nachfolgetests bestand er jedoch ohne Einwände. Doch fanden die Ermittler bei der Durchsuchung seiner Wohnung Medikamente, die auf psychische Probleme hindeuten, sowie zerrissene Krankschreibungen für zwei bis drei Wochen im März, die auch den Unglückstag einschlossen.
„Die Aufgabe dieser Taskforce ist offen“, sagte Siegloch. Weitere Ergebnisse der Ermittlungen sollten in die Beratungen einfließen. „Es ist wichtig, dass wir nicht zu übereilten Beschlüssen kommen“, mahnte er. Es solle ausgiebig darüber gesprochen werden, welche Vor- und Nachteile eventuelle Änderungen haben könnten. Die Sicherheit im Flugverkehr dürfe dadurch nicht gefährdet werden. Vor einer Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht warnte Siegloch. Das Vertrauen der Piloten zu ihren Flugärzten sei ein hohes Gut. "Es wäre am Ende nichts gewonnen, wenn es irgendeine Auflockerung der Schweigepflicht gibt." Wenn Piloten sich nicht mehr ihren Ärzten offenbarten, könne dies die Sicherheitssituation sogar verschlechtern.
Der Vorstoß von Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) für eine Ausweispflicht bei Flügen innerhalb Europas (im so genannten Schengen-Raum) soll ebenfalls in dem Gremium diskutiert werden. Er habe Sympathie für die Initiative des Innenministers, sagte Dobrindt.