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In Südafrika werden Corona-Patienten zum Teil in Zelten vor Krankenhäusern behandelt.
© AFP

Ungleiche Verteilung der Corona-Impfstoffe: Afrika steht am Ende der Warteschlange

In Afrika wird kaum geimpft – weil die Industrienationen sich die ersten Vakzine gesichert haben. Nun gibt es Forderungen, den Patentschutz aufzuheben.

Beim weltweiten Rennen um die Corona-Impfstoffe haben derzeit vor allem Entwicklungsländer das Nachsehen. Wenn um die geplante Versorgung mit Vakzinen von Herstellern wie Astrazeneca oder Johnson&Johnson geht, dann können insbesondere afrikanische Länder nur von den absehbaren Versorgungsraten träumen, wie sie in Europa, den USA und Kanada herrschen. Daher mehren sich die Forderungen nach einer vorübergehenden Aufhebung des Patentschutzes der Hersteller.

Ein solcher Schritt würde die Produktion der Vakzine ankurbeln, die sich derzeit als entscheidender Engpass erweist. Wie ungleich die Impfstoffe auf der Welt derzeit verteilt sind, verdeutlichte jüngst der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Nach seinen Worten hatten vor einer Woche bereits 39 Millionen Menschen in den Industrienationen ein Vakzin erhalten. In Afrika wird hingegen bislang in viel geringerem Maße geimpft. In Guinea wurde etwa Impfstoff erst an mehrere Dutzend Personen verabreicht.

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Weil sich die westlichen Industriestaaten weltweit rund die Hälfte der Impfstoffe gesichert haben, läuft vor allem in Afrika die Impfkampagne nur extrem langsam an. In Südafrika, dem auf dem afrikanischen Kontinent auf stärksten von der Pandemie betroffenen Staat, gibt es inzwischen mehr als 40.000 Corona-Tote. Aber die Impfungen haben in dem Staat am Kap bislang nicht begonnen.

Südafrika rechnet mit 20 Millionen Impfdosen im ersten Halbjahr

Präsident Cyril Ramaphosa erklärte jüngst, dass Südafrika im ersten Halbjahr mit der Lieferung von 20 Millionen Impfdosen rechne. Allerdings kommt nach Angaben aus dem südafrikanischen Gesundheitsministerium hinzu, dass das Land für den Impfstoff des Herstellers Astrazeneca mehr als doppelt so viel bezahlen muss als etwa die Europäer.

Die so genannte Covax-Initiative, die unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation, Deutschland und der EU unterstützt wird, soll an dieser Schieflage etwas ändern. So setzt die südafrikanische Regierung darauf, mithilfe von Covax zwischen April und Juni genug Impfdosen zu erhalten, um damit zehn Prozent der Bevölkerung zu impfen. Die EU steht angesichts der Covax-Initiative vor einem Dilemma: Einerseits muss die EU-Kommission zunächst die Versorgung mit Vakzinen in den 27 EU-Staaten sicherstellen. Aber gleichzeitig sollen auch die Lieferungen in ärmere Weltregionen ermöglicht werden. Deshalb unterstützt die EU Covax mit einer Summe von bisher 850 Millionen Euro als größter Geldgeber.

Inzwischen ist aber weltweit deutlich geworden, dass das eigentliche Problem in der Versorgung bei den Produktionskapazitäten liegt. So will das Serum Institute of India, das derzeit eine der weltweit wichtigsten Produktionsstätten für den Corona-Impfstoff von Astrazeneca ist, der Covax-Initiative 200 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen. Allerdings steht das Unternehmen gleichzeitig bei der indischen Regierung im Wort: Die Hälfte der Produktion soll für den indischen Markt reserviert werden.

Grünen-Politiker von Holtz für Aufhebung des Patentschutzes

Weil die Produktionskapazitäten für erfolgversprechende Impfstoffe derzeit knapp sind, plädiert Ottmar von Holtz, Berichterstatter für globale Gesundheitsfragen in der Grünen-Bundestagsfraktion, für ein Umdenken. „Wir sollten darüber reden, den Patentschutz vorübergehend aufzuheben“, sagte er dem Tagesspiegel. Dies würde darauf hinauslaufen, dass nicht nur Firmen wie Biontech/Pfizer, Moderna oder Astrazeneca, sondern auch andere Unternehmen erfolgversprechende Vakzine herstellen können.

„Es muss schnell zu einem Knowhow-Transfer kommen, damit rasch die nötigen Produktionskapazitäten aufgebaut werden können“, forderte von Holtz. Zudem müssten nach seiner Ansicht Tests und Verfahren entwickelt werden, damit angesichts des vergleichsweise niedrigen Durchschnittsalters der Bevölkerung in den afrikanischen Staaten demnächst auch unter 18-Jährige geimpft werden können.

EU-Abgeordneter Bullmann will WTO-Regeln als Hebel benutzen

Während sich die erfolgreichen Vakzin-Entwickler in der Debatte um eine mögliche Aufweichung des Patentschutzes auf den Schutz des geistigen Eigentums berufen, sieht der SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann in den Regularien der Welthandelsorganisation (WTO) durchaus einen Hebel für einen großflächigere Impfstoff-Produktion. Im Rahmen der WTO bestünden Möglichkeiten, eine Pflichtlizenzvergabe zu erwirken, so Bullmann.

„Diese Klauseln sind insbesondere für Notstände wie Pandemien in das Regelwerk der Welthandelsorganisation aufgenommen worden“, so Bullmann. „In der gegenwärtigen Situation darf es keine Tabus geben“, meint der Europaabgeordnete. „Jetzt ist die Zeit gekommen, von diesen Ausnahmeregelungen wo nötig Gebrauch zu machen - und das möglichst unbürokratisch und schnell.“

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