Alice Weidel: AfD-Spitzenkandidatin zahlt offenbar Steuern in der Schweiz
Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel ist unter anderem in Biel in der Schweiz gemeldet. Laut einem Bericht zahlt sie dort Steuern. In einer Erklärung dazu wird Weidel nicht konkret.
Die neue Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, zahlt nach Angaben der „Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag“ ("NZZaS") Steuern in der Schweiz. Weidel ist in der schweizerischen Stadt Biel gemeldet. Die Zeitung zitiert in ihrer Sonntagsausgabe den Steuerverwalter der Stadt, Urs Stauffer, mit den Worten: „Man kann davon ausgehen, dass alle steuerlichen Aspekte, die mit einer Anmeldung in Biel verbunden sind, abgedeckt sind.“
Weidel ist laut „Bild“ seit 2015 zusätzlich in Überlingen gemeldet, also auf deutscher Seite, im Haus ihrer Eltern. 2016 kandidierte sie dann bei der Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg im Kreis Bodensee. Unklar ist, wo sie ihren ersten Wohnsitz hat. An ihrem Bieler Wohnsitz war laut „NZZaS“ am vergangenen Freitag ihr Namenschild entfernt. Dem Konstanzer „Südkurier“ sagte sie, sie betrachte sich als gefährdete Person und erhalte Polizeischutz. Die Kinder lebten nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen in der Schweiz.
Nach einer neuen Studie der OECD liegt die Abgaben- und Steuerlast in Deutschland etwa für Alleinstehende bei 49,4 Prozent, in der Schweiz bei 21,8 Prozent. Alleinstehende zahlen in Deutschland nach diesen Angaben 19,9 Prozent Einkommenssteuer, in der Schweiz 10,0 Prozent.
In einer Erklärung vom Montag schreibt Weidel nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa), steuerrechtlich seien die Verhältnisse klar definiert. Details etwa zur Frage, wo sie Steuern bezahlt, nannte Weidel aber nicht.
Weidel findet das mediale Interesse an ihrem Privatleben völlig überzogen. Weidel, die gemeinsam mit einer Frau zwei Kinder großzieht, sagte am Montag laut dpa: „Meine Partnerin und ich bedauern es zutiefst, wie die Medien in den letzten Tagen versucht haben, unsere intimste Privatsphäre an die Öffentlichkeit zu zerren, um haltlose Stories zu produzieren. Ich appelliere deshalb an alle Medienvertreter, dies aus Respekt vor meiner Familie zukünftig zu unterlassen.“
Weidel kritisiert die Medien
Weidel erklärte demnach, sie habe ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland, hier sei sie auch gemeldet. Ihre aus der Schweiz stammende Lebenspartnerin, die Mutter der Kinder, arbeite in der Schweiz. Die Kinder lebten bei ihrer Mutter im Nachbarland, sagte Weidel. Sie selbst versuche, wie jedes berufstätige Elternteil, möglichst viel Zeit dort mit ihnen zu verbringen. Daran sei nichts zu kritisieren.
Die AfD hatte die als wirtschaftsliberal geltende Weidel und den nationalkonservativen Parteivize Alexander Gauland am 23. April zu ihren Spitzenkandidaten für die Bundeswahl gewählt.
Weidel betonte, sie habe niemals vorgehabt, ihr Privatleben politisch zu instrumentalisieren, etwa um der AfD einen moderneren, liberalen Anstrich zu geben. Dass sie ihr Leben mit einer Frau teile, sei in einer Fernsehsendung - für sie selbst überraschend - erstmals thematisiert worden. „Ich bin damit bestimmt nicht hausieren gegangen, das wurde dank einer Talk Show öffentlich“, sagte Weidel der dpa.
Einen Widerspruch zwischen ihrem privaten Lebensstil und ihrer Mitgliedschaft in einer Partei, die sich für die „traditionelle Familie“ einsetzt, sehe sie nicht, sagte die Unternehmensberaterin. Die AfD sei für die Beibehaltung des gesetzlichen Status Quo, und befürworte damit auch die eingetragene Lebenspartnerschaft für homosexuelle Paare. Außerdem stehe die AfD dem Islam kritisch gegenüber, lehne die Euro-Rettungspolitik ab und trete für sichere Grenzen ein. Weidel sagte, mit all diesen Positionen könne sie sich voll und ganz identifizieren. (Tsp, dpa)