Clausnitz in Sachsen: AfD-Mitglied als Leiter von Asylheim abgesetzt
Der Leiter der Flüchtlingsunterkunft in Clausnitz, Thomas Hetze, ist AfD-Mitglied, sein Bruder organisierte die Blockade mit. Nun hat der Landrat von Mittelsachsen Thomas Hetze von seinem Posten enthoben.
Die Flüchtlingsunterkunft in der Erzgebirgsgemeinde Clausnitz bekommt einen neuen Leiter. Der Landrat des Landkreises Mittelsachsen, Matthias Damm (CDU), erklärte am Montag, er habe dies in Abstimmung mit dem Betreiber des Asylwohnprojekts entschieden, das im Zusammenhang mit der Blockade eines Busses mit neu eintreffender Flüchtlinge durch einen Mob aufgebrachter Bürger am vergangenen Donnerstag bundesweit Schlagzeilen gemacht hat.
Der bisherige Leiter Thomas Hetze ist seit Anfang des Jahres Mitglied der AfD, wie deren sächsischer Generalsekretär Uwe Wurlitzer auf Tagesspiegel-Anfrage bestätigte. Er war auch mehrfach als Redner bei Anti-Asyl-Kundgebungen aufgetreten, so Anfang November vergangenen Jahres vor dem Landratsamt in Freiberg, wo er der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen vorwarf, "absichtlich gegen Deutschland und deren Einwohner" zu arbeiten. Motto damals: "Asylchaos stoppen". Hetzes Bruder hatte die Blockade der Asylunterkunft durch 100 Bürger mit organisiert, wie das MDR-Magazin Exakt enthüllte.
Landrat Damm erklärte, Hetze könne eine "nicht zu beanstandende Arbeit vorweisen". Er fügte hinzu: "Wir haben die Entscheidung zum Schutz seiner Person und durch die bundesweite Diskussion über ihn getroffen."
Damm hatte noch am Sonntag der "Freien Presse" erklärt, er habe bisher keinen Grund, an dem Heimleiter zu zweifeln. "Ich beurteile Menschen nach ihren Taten und nicht danach, was sie denken." Allein wegen der Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung dürfe man nicht in "Gedankenschnüffelei" verfallen. Es gelte, so der Landrat am Sonntag, immer noch: "Die Gedanken sind frei."
Wer neuer Leiter des Asylwohnprojekts in dem Erzgebirgsort Clausnitz werden soll, steht noch nicht fest. Dies entscheide sich "in Kürze", teilte das Landratsamt weiter mit. Die Betreuung der 20 Asylsuchenden aus dem Iran, Syrien, Afghanistan und dem Libanon, die am Donnerstag in Clausnitz angekommen waren, sei weiterhin über den Betreiber gesichert. Damm kritisierte die Blockade am Donnerstag: "Eine ablehnende Minderheit vermittelt ein Menschenbild, welches unserer Region überhaupt nicht entspricht." Hetze soll eine andere Aufgabe innerhalb des Betreiberunternehmens übernehmen. Welche das ist, teilte das Landratsamt zunächst nicht mit.
Seit einem ZDF-Bericht vom Freitag stand der Verdacht im Raum, Thomas Hetze habe mit dazu beigetragen, dass die stundenlange Blockade des Busses mit den Flüchtlingen erst möglich wurde. "ZDF heute" hatte getwittert: "Leiter des Flüchtlingsheims in Clausnitz ist AfD-Mitglied. Er wusste nach ZDF-Infos als einer der wenigen, wann der Bus eintreffen würde." Hetzes Bruder Karsten sagte MDR exakt zu der Blockade: "Das habe ich nicht gewollt". Eine "kurzfristige Aktion" sei demnach aus dem Ruder gelaufen. "Es war eine traurige Geschichte, es tut uns leider, aber wir konnten es nicht verhindern."