Nach Austritt des Ex-Parteichefs: AfD fürchtet die Konkurrenz von Bernd Lucke
Nach dem Sturz von Ex-Parteichef Bernd Lucke warnt mancher in der neuen AfD-Spitze vor Verlusten bei den nächsten Wahlen.
Windig und bewölkt - das Wetter passte zur Pressekonferenz des neuen AfD-Vorstands am Freitag auf dem Dach der Berliner Parteizentrale. Der Sturm des hitzigen Essener Parteitags hat sich noch nicht gelegt. Seit dem Sturz von Parteigründer Bernd Lucke vor einer Woche sind etwa 2000 Mitglieder ausgetreten. Noch einmal so viele Abgänge könnten hinzukommen, teilte die neue AfD-Chefin Frauke Petry mit, die sich kämpferisch gab: „Es hätte schlimmer kommen können“, sagte sie, neben sich ihre Stellvertreter, darunter den brandenburgischen Fraktionschef Alexander Gauland.
Gauland gehört zu denen, die sich große Sorgen im Hinblick auf die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz 2016 machen. In beiden Ländern ist das Lucke-Lager überproportional stark, ganze Kreisverbände brechen weg. Befürchtet wird, dass die AfD dort auf absehbare Zeit nicht mehr kampagnenfähig ist. Parteivize Gauland rechnet mit einer „Delle“ bei den Wahlergebnissen. Zudem richtet er an den Lucke-Flügel den Vorwurf, dieser sei nur darauf aus, nach seiner Niederlage der AfD zu schaden.
Hart ging auch die neue Vorsitzende Petry mit Bernd Lucke ins Gericht, warf ihm vor, nicht „moralisch einwandfrei zu handeln“. Lucke betrüge die AfD um ein Mandat, wenn er seinen Sitz im EU-Parlament nach seinem Austritt „nicht an die Partei zurückgebe“. Petry versuchte das Gründungsthema Euro-Kritik in den Mittelpunkt zu rücken, sagte, dass die Partei immer noch so sei, wie sie 2013 gegründet wurde. Meldungen über einen Rechtsruck seien „Propaganda“. Demonstrativ ließ Petry ihren Ko-Chef Jörg Meuthen über ein Euro-Referendum in Deutschland referieren. Dafür will die AfD eine Online-Petition starten.
Die Pläne zu einer neuen Parteigründung um Bernd Lucke herum nehmen wiederum Fahrt auf. Die Initiative „Neustart 2015“ teilte am Freitag mit, man werde in konkrete Planungen dazu eintreten. Neben Lucke hätten sich unter anderem die EU-Abgeordneten Hans-Olaf Henkel und Joachim Starbatty zur Verfügung gestellt. 75 Prozent der Lucke-Unterstützer stimmten demnach bei einer Online-Umfrage für eine neue Partei. Gauland prophezeit einer solchen Partei keinen großen Erfolg. Lucke sei „einfach kein Parteiführer“.