Umfragewerte: AfD droht die SPD in Brandenburg zu überholen
Im ursozialdemokratischen Land könnte das den Anfang vom Ende der SPD bedeuten, wenn sie nicht sofort gegensteuert. Ein Kommentar.
Das ist das Menetekel, wann endlich verstehen es die Sozialdemokraten? Und nicht nur das: Wann verstehen sie richtig, dass die AfD auch für sie, gerade für sie, Konkurrenz ist? In Brandenburg, einem seit der Wende ursozialdemokratischen Land, mit Ministerpräsidenten, die nahezu einen sozialdemokratischen Adel im roten Preußen begründet haben, Manfred Stolpe und Matthias Platzeck. Gleichauf, bei 23 Prozent, liegen SPD und AfD jetzt schon in der Wählergunst. Und weil die „Schweigespirale“ gilt, also weil es viele nicht für opportun halten, sich als AfD- Anhänger zu erkennen zu geben, ist es wahrscheinlich, dass die AfD sogar deutlich in Front liegt.
Geh auf die Menschen zu – das ist ein Motto, das hilft, sich daran zu erinnern, wofür Politik und namentlich Politiker dem Wesen nach da sind. Seit dem alten Griechenland bis heute: Wer will, dass Menschen einem folgen, dass sie einem ihre Stimmen geben, muss um sie werben. Gefolgschaft kann nicht befohlen werden, jedenfalls nicht diese Art.
Am Ort präsent sein, in den Entscheidungen transparent sein und mit Konzepten überzeugen, das ist es, was die SPD in Brandenburg tun muss. Und den Kampf mit der AfD aufnehmen. Überall, wo die stark zu sein scheint. Beispiel Social-Media-Wahlkampf: Längst müsste es wie vor Jahrzehnten bei Bill Clinton einen „War Room“ geben, in dem jede Behauptung des politischen Gegners von den Fakten her gecheckt wird, jeder Tweet, jeder Post. Wo von der AfD Behauptungen aufgestellt werden, die nicht der Sachlage entsprechen oder die Realität verzerren, muss gegengehalten werden. Schnell. Das kann man übrigens auch wieder in den USA lernen, und zwar gerade jetzt, aus dem Verhalten von Donald Trump: Der Kampf muss geführt werden um die wahre Wirklichkeit. Es gibt keine alternative.
Die Sozialdemokratie gibt aber nicht zu verstehen, dass sie die Zeichen der Zeit vollends begriffen hat. Es ist längst Wahlkampf. Allerdings ist eine grundsätzlich geänderte Haltung sowieso überfällig. Die Anforderung ist, Nähe zu den Bürgern/Wählern nicht erst in Wahlkampfzeiten zu suchen. Kabinettssitzungen im Land, gleichsam ambulante Bürgersprechstunden – wohlgemerkt Stunden! – können das Gefühl wachsen lassen: Das sind die Kümmerer. Was man in der SPD von Kurt Beck lernen kann. Vor dessen Art, das ganze Land, damals Rheinland-Pfalz, für sich einzunehmen, hatte selbst der Pfälzer und Rekordkanzler Helmut Kohl Respekt.
Das Tempo der SPD reicht nicht. Morgen ist heute, die Wahl steht vor der Tür. Der nächste September kommt mit Macht. Er kann die SPD alles kosten. Zunächst mal in Brandenburg.