Rückzug von der Parteispitze: AfD-Chef Jörg Meuthen tritt nicht noch einmal an
Schon länger hat er an Rückhalt verloren, jetzt hat Jörg Meuthen die Konsequenzen gezogen: Er will nicht noch einmal für den AfD-Vorsitz kandidieren.
AfD-Chef Jörg Meuthen hat seinen Rückzug angekündigt. Er will bei der Neuwahl des Parteivorstandes im Dezember nicht noch einmal für den Spitzenposten kandidieren. Meuthen wandte sich am Montag per Rundschreiben mit der Neuigkeit an die Parteimitglieder.
In dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, geht Meuthen auf die Gründe nicht ein. Er spricht von sechseinhalb „unglaublich fordernden Jahren“ an der Parteispitze, die von „manchen Härten und Enttäuschungen“ geprägt gewesen seien, aber auch von vielen guten Erlebnissen.
Seit 2015 ist Meuthen einer von zwei Bundessprechern der Partei. Zunächst führte er die AfD gemeinsam mit Frauke Petry, die aber 2017 kurz nach der Bundestagswahl austrat. Anschließend bildete Meuthen ein Duo mit Alexander Gauland, dem heutigen Ehrenvorsitzenden der AfD. Aktuell ist der Sachse Tino Chrupalla der Co-Vorsitzende neben Meuthen. Das Verhältnis zwischen den beiden gilt als zerrüttet.
Meuthen ist verhasst im Höcke-Lager
Dass Meuthen womöglich nicht noch einmal für den Posten als AfD-Chef antritt, hatte sich bereits abgezeichnet. In den vergangenen Jahren verlor Meuthen immer weiter an Rückhalt in der Partei.
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Nachdem er früher mit dem „Flügel“ um den Thüringer Landeschef Björn Höcke paktiert hatte, setzte sich Meuthen seit 2019 dafür ein, Rechtsextreme aus der Partei zu drängen und den „Flügel“ aufzulösen. Meuthen gilt als vergleichsweise gemäßigt. Im Lager um Höcke ist er verhasst.
In der Partei waren bereits nach der Bundestagswahl die Grabenkämpfe wieder aufgebrochen. Nun könnte es auf dem Parteitag im Dezember zu einer Kampfkandidatur um Meuthens Nachfolge kommen.
Eine Kandidatur von Björn Höcke ist unwahrscheinlich
Aus der AfD ist zu hören, man sollte neben Chrupalla, der aus Sachsen stammt, einen Co-Vorsitzenden aus dem Westen wählen. Genannt werden in diesem Zusammenhang unter anderem die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, der nordrhein-westfälische AfD-Landesvorsitzende Rüdiger Lucassen und der bayerische AfD-Chef Peter Boehringer.
Dass Björn Höcke für den Chefposten kandidiert, gilt als sehr unwahrscheinlich. Auch einen Platz im Bundesvorstand strebt er wohl nicht an. Da er auch innerhalb der Partei polarisiert, kann er nicht sicher sein, dass er eine Mehrheit bekommt. Eine Niederlage würde seinen Nimbus beschädigen. Höcke agiert deshalb lieber aus dem Hintergrund und mit gezielten Wortmeldungen. Sein Ziel dürfte sein, dass am Ende ein „Flügel“-freundlicher Kandidat auf Meuthen folgt.