Wegen Kriegen und Klimawandel: 821 Millionen Menschen hungern
Kriege und Klimawandel sind die Hauptgründe für das weltweite Leiden. Hilfsorganisationen kritisieren zu langsame Fortschritte.
Der weltweite Kampf gegen den Hunger ist noch lange nicht gewonnen. Obwohl in den vergangenen Jahren kontinuierliche Fortschritte gemacht wurden, haben viele Menschen zu wenig zu essen. Kriegerische Auseinandersetzungen und der Klimawandel sind die Hauptgründe dafür, dass in 51 Ländern der Erde die Hungersituation als „ernst“ oder „sehr ernst“ einzuschätzen ist. Dies sind Ergebnisse des diesjährigen Welthunger-Index', den die Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin vorstellte. Der Bericht gibt Aufschluss darüber, wie sich die Hungersituation in 119 untersuchten Ländern entwickelt hat.
Zwar sind die Index-Werte zur Hungersituation seit 2000 um 28 Prozent gefallen und auch die Kindersterblichkeitsrate hat sich innerhalb der vergangenen 18 Jahre halbiert, doch die Zahl der Hungernden stieg auf 821 Millionen Menschen an. Vor allem durch die Kriege im Jemen und in Syrien sind viele Menschen auf der Flucht und daher akut von Hunger bedroht. Aber nicht nur dort ist das Leid groß: In Sambia, Haiti, Madagaskar, Sierra Leone und dem Tschad ist die Ernährungslage wie im Jemen „sehr ernst“.
Noch dramatischer ist es nur in der Zentralafrikanischen Republik, das die Experten als einziges Land in der Kategorie „gravierende Hungersituation“ einordnen. Seit fünf Jahren tobt in dem rohstoffreichen Land, das erst 1960 seine Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht erlangte, ein blutiger Bürgerkrieg. Von den 4,6 Millionen Einwohnern sind Schätzungen der UN zufolge zwei Millionen Menschen von Nothilfe abhängig. Im Gegensatz dazu stehen die Länder Angola, Ruanda, Äthiopien und Myanmar, denen der Bericht große Fortschritte bescheinigt.
Neben den militärischen Konflikten ist auch der Klimawandel eine steigende Ursache des Hungers. Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, nennt Dürreperioden, Überschwemmungen und schwere Stürme als Beispiele für Naturkatastrophen, die Landwirtschaft in ärmeren Ländern für mehrere Jahre zerstören können. „Dürren kommen in Afrika nun nicht mehr alle zehn Jahre, sondern alle drei Jahre vor", sagt Dieckmann.
Der Klimawandel betrifft alle Länder – auch Deutschland. Hier können Politiker und Bauern aber anders reagieren. „Nach der Dürre im Sommer haben die deutschen Landwirte um Hilfe vom Staat gebeten und Geld bekommen. Diese finanziellen Mittel gibt es in Afrika meist nicht“, sagt die Chefin der Hilfsorganisation.
Dieckmann wünscht sich wie die große Mehrheit der Deutschen ein höheres Engagement gegen den Hunger. In einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap gaben 84 Prozent der Befragten an, dass ihnen Deutschlands Entwicklungshilfe wichtig ist. Ein Drittel der Befragten befürwortet eine Erhöhung des Engagements.
Dies ist für die gesamte Staatengemeinde notwendig, wenn die Vereinten Nationen ihr Ziel, bis zum Jahr 2030 den Hunger zu beenden, erreichen sollen. Humanitäre Hilfe allein reiche aber nicht, erklärte Dieckmann. Nur durch langfristige politische Lösungen können die Menschen das Hungerproblem endgültig lösen.