Bundeswehr rüstet sich für Coronakrise: 730 Ex-Soldaten melden sich zum Sanitätsdienst
Die Bundeswehr bereitet sich vor: Mittlerweile sind Bundeswehrkrankenhäuser Teil der normalen zivilen Krankenhausstruktur.
„Die Reserve steht ,Gewehr bei Fuß’“, versichert Patrick Sensburg. Das Bild ist ein bisschen verrutscht – es geht mehr um „Spritze bereit“ oder „Maske auf zum Abstrich“.
Aber was der CDU- Abgeordnete und Chef des Reservistenverbands meint, haben seine 115.000 Mitglieder auch so verstanden.
Bis Montag meldeten sich 730 Ex-Soldaten zurück zum Sanitätsdienst, an der Coronafront. „Was immer jetzt gebraucht wird“, werde die Truppe im Rahmen der Amtshilfe zur Verfügung stellen, versprach Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Sonntag. Das könnte über Sanitätshilfe bald deutlich hinausgehen.
Für die fünf Bundeswehrkrankenhäuser sind die Freiwilligen, von denen nach Bundeswehrangaben fast 400 jetzt schon rasch antreten können; eine willkommene Entlastung. Die Kliniken behandeln schon im Normalbetrieb nicht nur Bundeswehrmitglieder, sondern sind Teil der normalen zivilen Krankenhausstruktur.
Das Zentralkrankenhaus Koblenz ist mit 506 Betten das größte Haus. In Berlin stehen 367 Betten zur Verfügung.
Wie alle anderen Hospitäler haben auch sie alle aufschiebbaren Operationen abgesagt, um Platz für Corona-Notfälle auf den Intensivstationen zu schaffen. Bundesweit wird derzeit nach Auskunft einer Ministeriumssprecherin aus den Sanitätseinrichtungen und Depots Material wie etwa Beatmungsgeräte zusammengezogen. Bundeswehrlabore arbeiten mit: Das Institut für Mikrobiologie in München, sonst mit Biowaffen beschäftigt, bestätigte den ersten deutschen Corona- Fall beim Autozulieferer Webasto.
Bitten um Schutzmasken und Feldbetten
Die Flugbereitschaft holte Bundesbürger aus dem chinesischen Wuhan heim. Auch das Beschaffungsamt ist eingespannt: Auf Bitten des Regierungs-Krisenstabs in Berlin schlossen die Koblenzer Experten schnell Verträge mit Herstellern unter anderem für 300.000 Schutzmasken und Schutzbrillen.
Insgesamt kamen, Stand Montag, rund 30 Bitten um Amtshilfe zusammen, bis hin zu Feldbetten.
Was noch an Hilfsaufträgen auf die Soldaten zukommt, ist schwer abschätzbar. Die Rechtslage lässt ziemlich viel zu. Der Amtshilfe-Artikel 35 im Grundgesetz reicht bis zum Einsatz als Hilfspolizei. Voraussetzung ist eine Naturkatastrophe, darunter dürfte die Pandemie allemal fallen.
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Zweite Voraussetzung ist eine konkrete Anforderung der Länder oder der Bundesregierung. Der Katastrophenfall ist keine Bedingung für die Amtshilfe .
Nato-Manöver abgesagt
Dabei hat die Armee auch selbst zu kämpfen: Das Nato- Großmanöver „Defender Europe 2020“ ist abgesagt, 5.000 von ursprünglich geplanten 20.000 US-Soldaten auf dem Heimweg. In der Bundeswehr gab es 18 bestätigte Corona-Patienten, aber die Zahl steigt – wie überall. Einzelne Kasernen wurden vorübergehend geschlossen.
Die Streitkräftebasis ging zum Notbetrieb über und schickte alle anderen auf Abruf nach Hause. Marineinspekteur Andreas Krause erschien in seinem Tagesbefehl am Montag ein Appell an den Geist der Kameradschaft nötig: „Deutlich fehl am Platz“ seien jetzt Neiddebatten und das Beharren auf Einzelinteressen. „Wir sind Marine!“, schloss der Vizeadmiral, wollte aber auch nicht zu markig enden, also: „Bitte bleiben Sie gesund!“
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