Israel: 50 Verletzte bei Unruhen am Tempelberg
Auf dem Tempelberg wurden verschärfte Sicherheitschecks für muslimische Gläubige erlassen. Das führte am Dienstag zu Unruhen. Die Hamas ruft zum Aufstand auf.
Bei nächtlichen Zusammenstößen mit der Polizei sind in der Nähe des Tempelbergs in Jerusalem rund 50 Palästinenser verletzt worden. 15 davon seien von Geschossen mit Gummimantel getroffen worden, teilte das Rote Kreuz am Dienstag mit. Hintergrund der Unruhen sind verschärfte Sicherheitschecks für muslimische Gläubige am Tempelberg. Die Kontrollen hatte Israel am Sonntag nach einem blutigen Attentat eingeführt. Der Tempelberg mit der Klagemauer sowie der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ist eine heilige Stätte für Juden wie auch Muslime.
Der Streit um die Besuchsrechte, also wer den Hügel betreten und dort beten darf, hatte schon in der Vergangenheit zu Spannungen und Gewalt geführt. Die Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief für Mittwoch zu einem „Tag des Zorns“ auf. Auch die Hamas und der Islamische Dschihad haben zu Protesten und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften im Westjordanland und im Gazastreifen aufgerufen. Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Ahmed Hussein, kritisierte die Sicherheitsschleusen mit Metall-Detektoren als Veränderung des Status quo.
Vertreter der Palästinenser hatten immer wieder die Befürchtung geäußert, Israel wolle nach und nach die Kontrolle über den Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) übernehmen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits am Freitag betont, dass er den Status quo nicht verändern werde. Bei dem Attentat hatten am Freitag drei israelische Araber zwei israelische Polizisten an einem der Zugänge zum Tempelberg tödlich verletzt. Sie wurden bei dem Anschlag selbst erschossen.
Israelische Soldaten erschießen palästinensischen Attentäter
Israelische Soldaten haben im südlichen Westjordanland einen palästinensischen Attentäter erschossen. Der Mann habe Soldaten in der Nähe von Hebron mit einem Auto gerammt, teilte die israelische Armee am Dienstag mit. Deswegen hätten die Sicherheitskräfte auf ihn gefeuert. Zwei Soldaten seien leicht verletzt worden. Seit Beginn einer Gewaltwelle vor knapp zwei Jahren sind bei ähnlichen Attacken rund 300 Palästinenser getötet worden. Die meisten kamen bei ihren eigenen Anschlägen ums Leben und stammten aus dem israelisch besetzten Westjordanland und Ost-Jerusalem. Mehr als 40 Israelis wurden in dem Zeitraum getötet.
Als Auslöser der Gewaltwelle galt ein Streit um Nutzungs- und Besuchsrechte auf dem Tempelberg. Inzwischen hat die Gewalt aber eine Eigendynamik entwickelt. Der Tempelberg mit der Klagemauer sowie der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ist Juden wie Muslimen heilig. Das UN-Nothilfebüro Ocha schrieb Ende Mai in einem Bericht zu 50 Jahren israelischer Besatzung: „Die andauernde Besatzung, deren Ende nicht absehbar ist, fördert ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Frustration, das den Konflikt weiter antreibt.“ (dpa)