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Bischöfe ohne Kreuz vor dem Felsendom auf dem Tempelberg. Bischof Heinrich Bedford-Strohm (2. von links), ein Vertreter der jordanischen Stiftung, die den Tempelberg verwaltet, und Kardinal Reinhard Marx (3. von rechts) gehen voran.
© picture alliance / dpa

Israel: Aus der Rolle gefallen

Warum sich die deutschen Bischöfe bei ihrem Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem nicht richtig verhalten haben. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Claudia Keller

Am 12. Oktober hat die Unesco einen Text zum Tempelberg in Jerusalem verabschiedet. Am Anfang wird darin die Bedeutung der Jerusalemer Altstadt „für alle drei monotheistischen Religionen“ erwähnt, dann aber der jüdische Charakter des Tempelbergs komplett ausgeblendet. Der Berg wird lediglich als muslimische Stätte mit dem Namen „Al-Aksa Moschee/Al-Haram Al-Scharif und Umgebung“ bezeichnet. Auch der Ort an der Klagemauer, wo täglich tausende Juden beten, wird lediglich arabisch „Al-Burak-Platz“ genannt. Israel wird durchgängig als „Besatzungsmacht“ tituliert und als „Aggressor“ beschimpft.

Auf dem Tempelberg standen nacheinander zwei jüdische Tempel, die höchsten Heiligtümer der Juden. Der erste wurde vor 3000 Jahren gebaut, der zweite 70 nach Christus von den Römern zerstört. Das ist unter westlichen Historikern und Archäologen unumstritten. Die Unesco ist für die Stärkung von Bildung, Wissenschaft und Kultur zuständig. Doch sie macht sich einseitig die Sichtweise der Palästinenser und arabischen Staaten zu eigen, die die Resolution eingereicht haben. Dass sich die Vereinten Nationen derart instrumentalisieren lassen, ist ein Skandal.

Die Unesco-Resolution ist ein Skandal

Eine Woche nach der Verabschiedung des Textes besuchte eine Delegation von katholischen Bischöfen und Mitgliedern des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Jerusalem. Ziel der Reise war es, gemeinsam auf Jesu Spuren zu pilgern und sich besser kennenzulernen – jenseits der offiziellen Ämter. Auch ein Besuch des jordanisch verwalteten Tempelbergs und der jüdischen Klagemauer stand auf dem Programm. Zuvor waren mit den Hausherren die Voraussetzungen dafür geklärt worden: Auf dem jordanisch verwalteten Tempelberg bedeutete das, dass sich die Frauen Röcke und Kopftücher überziehen mussten. Der katholische Kardinal Reinhard Marx und EKD-Chef Heinrich Bedford- Strohm mussten ihre Kreuze ablegen, bevor sie den Felsendom betraten. War das richtig? Haben sie sich den muslimischen Gastgebern „unterworfen“? Gar ihre christliche Identität verleugnet, wie einige Kommentatoren etwa von „Spiegel online“ meinen?

Es handele sich „in keinster Weise um eine Verleugnung des Kreuzes“, sagte Bischof Bedford- Strohm nach der Rückkehr, „wir haben aus Respekt vor den Gastgebern gehandelt“.

Dass man Gastgebern entgegenkommt, ist für respektvolle Gäste selbstverständlich und wäre kein Thema, wenn sich Heinrich Bedford-Strohm oder Reinhard Marx als einfache Touristen zu den heiligsten muslimischen und jüdischen Stätten begeben hätten. Doch sie waren keine privaten Pilger, sondern eine offizielle Delegation aus Deutschland, begleitet von Journalisten. Doch offenbar waren sie sich ihrer Rolle überhaupt nicht bewusst. Das sollte den höchsten Repräsentanten der Kirchen in Deutschland nicht passieren, erst recht nicht in einer politisch so angespannten Situation wie in Jerusalem.

Vor neun Jahren fielen die deutschen Bischöfe schon einmal aus ihrer Rolle

Zumal es nicht das erste Mal war. Schon vor neun Jahren fielen katholische Bischöfe aus ihrer Rolle, als sie durchs Heilige Land pilgerten. Betroffen von Schilderungen palästinensischer Christen in Bethlehem und berührt von Eindrücken in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem ließ sich damals der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke von seinen Emotionen wegreißen: „Morgens in Jad Vaschem die Fotos vom unmenschlichen Warschauer Ghetto, abends fahren wir ins Ghetto in Ramallah. Da geht einem der Deckel hoch.“ Israel beschwerte sich, der Ärger war groß.

Es ist nicht möglich, als offizielle Kirchendelegation einfach mal so auf dem Tempelberg und an der Klagemauer vorbeizuschauen. Das hätten die Bischöfe aus der Erfahrung von damals lernen können. Sie hätten auf den Besuch verzichten sollen, für das ökumenische Ziel war er nicht wichtig.

Oder sie hätten sich eine klare Botschaft überlegen müssen. Zum Beispiel das jüdische Erbe zu verteidigen und der kurz zuvor verabschiedeten Unesco-Resolution entgegenzutreten. Der muslimische Reiseführer gab einen guten Anlass dazu: Er machte der Delegation gleich bei Betreten des Bergs klar, dass der Begriff „Tempelberg“ eine unzulässige Instrumentalisierung der Religion seitens der Juden sei. „Es hat hier oben nie einen jüdischen Tempel gegeben“, sagt er. Entschiedener Widerspruch wäre angebracht gewesen. Doch Kardinal Marx merkte lediglich an, „dass man die Dinge auch anders sehen kann“. Das ist entschieden zu wenig.

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