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Mit einer Fahrrademo haben Lehrer fpür kleinere Klassen demonstriert.
© imago images/Bernd Friedel
Update

Protest vor der SPD-Zentrale: 371 Lehrer von 28 Berliner Schulen im Warnstreik

Der von der GEW initiierte Warnstreik hat am Mittwoch in Berlin zu Unterrichtsausfall geführt. Gefordert wird eine verbindliche Obergrenze für Klassengrößen.

371 angestellte Lehrer haben sich am Mittwoch an einem ganztägigen Warnstreik an 28 der rund 700 öffentlichen Schulen in der Hauptstadt beteiligt. Diese Zahl nannte Martin Klesmann, der Sprecher der Bildungs-Senatsverwaltung. Klesmann erklärte, die Zahl sei seiner Behörde von den betroffenen Schulen genannt worden.

Aufgerufen zu dem Streik hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie fordert den Abschluss eines Tarifvertrags zum Gesundheitsschutz, in dem die Klassengröße an allgemein- und berufsbildenden Schulen verbindlich festgeschrieben wird. Die Senatsverwaltung für Finanzen lehnt die Forderung ab, weil „sie in die organisatorische Entscheidung der Arbeitgeberin Land Berlin eingreift“.

Gestreikt wurde in neun von zwölf Bezirken. "Wir wollten wegen des ohnehin vorhanden Unterrichtsausfalls und Corona bewusst die Zahl der Schulen, in denen gestreikt werden sollte, gering halten", sagte ein Sprecher der GEW.

Nicht gestreikt wurde in Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf. Die größte Beteiligung gab es in Friedrichshain-Kreuzberg mit 89 streikenden Lehrern an vier Schulen. Die geringste Resonanz gab es in Mitte. Dort wurde nur in einer Schule gestreikt. Sechs Lehrer beteiligten sich daran. Nur angestellte Lehrer durften streiken.

Am Otto-Nagel-Gymnasium in Biesdorf haben nach Angaben der Schulleiterin Dana Wolfram 14 der insgesamt 70 Lehrer an dem Warnstreik teilgenommen. Rund die Hälfte der 70 Pädagogen sind angestellt. Nur Angestellte dürfen streiken.

„33 Schüler pro Klasse sind rein räumlich eine Zumutung“

„Die ersten drei Unterrichtsblöcke bis 13.30 Uhr können wir durchziehen“, sagte Wolfram am Mittwochvormittag dem Tagesspiegel, „aber beim vierten Block wird das nicht komplett möglich sein.“ Die Ganztags-Betreuung der Schüler sei aber gewährleistet. Eltern hätten vor allem Sorge gehabt, dass ihre Kinder nicht die ganze Zeit betreut würden, sagte die Schulleiterin. „Wir haben die Situation relativ gut kontrolliert.“

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Erschwert worden sei die Lage allerdings durch den Krankenstand. Fünf Lehrer hätten am Mittwoch aus gesundheitlichen Gründen keinen Unterricht halten können. Zur Intention des Streiks sagte sie, „dass 32 bis 33 Schüler pro Klasse an Gymnasien rein räumlich eine Zumutung sind“.

Es wäre schön, wenn man einen Schüler, der den Unterricht störe, in eine Bank setzen könne, an der es keinen Nebensitzer gebe. Das sei aber nicht möglich. „Das wäre aber eine Erleichterung.“ Die streikenden Lehrer wollten, sagte Wolfram, auf die Situation aufmerksam machen. „Wir haben ja durch Zuzug noch mehr Schüler.“

Landeselternsprecher äußert sich zurückhaltend

Norman Heise, der Vorsitzende des Landeselternausschusses, steht dem Streik eher distanziert gegenüber. „Jede Minute Unterricht, die ausfällt, ist nicht gut, weil man wegen Corona viel Stoff aufholen muss“, sagte er. Vor diesem Hintergrund sei der Streik „ungünstig“.

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Heise monierte auch den Umstand, dass der Streik kurzfristig angekündigt worden war. „Für einige Eltern ist es bestimmt schwierig, innerhalb von zwei Tagen eine Betreuung für ihre Kinder zu besorgen.“ Von Eltern fordere man aber gleichzeitig Solidarität ein. Heise sagte aber auch, „dass wir zumindest nicht wollen, dass die Klassen noch größer werden“.

Am Vormittag haben die streikenden Lehrer an einer Fahrraddemonstration teilgenommen. Sie fuhren dabei zu den Parteizentralen der Grünen, der FDP und der Linken. Nach Angaben eines GEW-Sprechers sind dabei Vertreter der Grünen und der FDP kurz erschienen. Der Abschluss der Demonstration fand vor der SPD-Zentrale in der Müllerstraße statt, wo Anne Albers, die Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Beamte, Angestellte, Tarifpolitik, eine Rede hielt.

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