Erderwärmung: 1,5 Grad sind noch machbar
Je geringer die Erderwärmung, desto mehr würde die Wirtschaft profitieren. Auch dieser ökonomische Aspekt spricht für ehrgeizige Temperaturziele.
Seit Beginn der Industrialisierung ist die Durchschnittstemperatur auf der Erde schon um rund ein Grad gestiegen. Wie könnte man es schaffen, die Erderwärmung trotzdem auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen? So lautet das ehrgeizigere der beiden Temperaturziele im Pariser Klimaabkommen. Ist es vielleicht schon unmöglich, es zu erreichen, und ist vielleicht nur noch das weniger ehrgeizige Zwei-Grad-Ziel maximaler Erderwärmung realistisch?
Diese Frage beschäftigte auch die Staaten, die das Abkommen 2015 in Paris beschlossen. Deshalb erteilten sie dem Weltklimarat IPCC schon damals den Auftrag für einen Bericht, der die Frage nach dem 1,5-Grad-Ziel beantworten soll. Die Veröffentlichung ist für kommenden Oktober geplant.
Der Bericht wurde der Nachrichtenagentur Reuters zugespielt
Wie man aus einem geleakten Entwurf des Berichts weiß: Auch eine Erderwärmung von bis zu 1,5 Grad wäre nach Recherchen des IPCC noch zu schaffen. Das ergibt sich aus der Fachliteratur, die die Autoren des Berichts zusammentragen, um den Stand der Forschung festzuhalten. Das 1,5-Grad-Ziel wäre allerdings nur noch mit „schnellen und weitreichenden Maßnahmen“ erreichbar, heißt es in einem Beitrag der Nachrichtenagentur Reuters, die den Entwurf zugespielt bekam. Der Weltklimarat nennt einen guten Grund, den Wandel konsequent anzugehen. Je geringer die Erderwärmung, desto mehr würde die Wirtschaft profitieren. Denn: „Das Wirtschaftswachstum wird bei einer Erderwärmung von zwei Grad für viele Industrie- und Entwicklungsländer niedriger als bei 1,5 Grad prognostiziert“, heißt es im Bericht nach Angaben von Reuters. Wenn die Emissionen weiter so steigen wie bisher, würde das 1,5-Grad-Ziel aber bereits 2040 überschritten.
Es geht um den politischen Willen
Auch in einer viel beachteten Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) steht, dass Deutschland seine Emissionen bis 2050 um 95 Prozent senken kann. Das wäre in etwa mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel. Voraussetzung wäre allerdings, dass alle anderen Länder auch ähnlich hohe Ambitionen entwickeln. Das ist so, weil Deutschland in einer kohlenstoffneutralen Welt beispielsweise auf synthetische Brennstoffe aus sonnenreichen Ländern angewiesen wäre, die dort mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt würden.
So gesehen hängt es vor allem vom politischen Willen ab, ob das 1,5-Grad-Ziel erreichbar ist oder nicht. Technisch und wirtschaftlich spricht nichts dagegen.