Welthunger-Index 2018: 124 Millionen Menschen leiden akuten Hunger
Die Deutsche Welthungerhilfe warnt vor drohenden Rückschritten im Kampf gegen den Hunger. Besonders gravierend: die Lage in der Zentralafrikanischen Republik.
Im Kampf gegen den Hunger weltweit sind die neuesten Nachrichten durchwachsen. Hart erkämpfte Errungenschaften der vergangenen Jahre drohen durch Konflikte, Klimawandel, schlechte Regierungsführung und eine Vielzahl anderer Probleme wieder verloren zu gehen, kritisiert die Deutsche Welthungerhilfe. Die Organisation hat an diesem Donnerstag den Welthunger-Index (WHI) für 2018 vorgestellt, der WHI weist für 51 Länder eine "ernste" oder "sehr ernste" Lage aus. Für die Zentralafrikanische Republik gilt sogar die Einschätzung "gravierende Hungersituation". Der Bericht 2018 stellt den Zusammenhang zwischen Hunger, Flucht und Vertreibung ins Zentrum der Analyse.
Etwa 124 Millionen Menschen weltweit leiden laut Welthungerhilfe unter akutem Hunger. Das sei ein deutlicher Anstieg gegenüber den 80 Millionen Hungernden vor zwei Jahren. Besonders stark seien nach wie vor Kinder von den Auswirkungen von Hunger und Unterernährung betroffen: Rund 151 Millionen Mädchen und Jungen weltweit wiesen Wachstumsverzögerungen auf, 51 Millionen litten unter Auszehrung.
Die fünfstufige WHI-Schweregradskala (von null bis 100 Punkte) reicht von niedriger Hungersituation bis gravierend. Für die meisten Länder (45) gilt die Einstufung "ernst". In 40 Ländern ist die Hungersituation demnach "niedrig", in 27 Ländern "mäßig" und in einem "gravierend". Insgesamt wurde der Index für 119 Länder berechnet. Mehrere Länder konnten mangels Daten nicht erfasst werden. Die vier zugrundeliegenden WHI-Indikatoren sind: Unterernährung, Auszehrung und Wachstumsverzögerungen bei Kindern sowie Kindersterblichkeit.
Für mehrere Länder lagen gar keine Daten vor
Besonders besorgniserregend ist die Lage in Südasien (Wert 30,5) und in Afrika südlich der Sahara (29,4). In beiden Regionen gilt die Lage laut WHI als "ernst". Als "unannehmbar hoch" stuft der WHI dort die Werte für Unterernährung und Wachstumsverzögerung ein, wobei starke Wachstumsverzögerung und Auszehrung vor allem für Südasien gelte, hohe Unterernährung und Kindersterblichkeit stärker Afrika südlich der Sahara beträfen. Als sehr ernst wird die Lage im Tschad, in Haiti, Madagaskar, Sierra Leone,im Jemen und in Sambia eingestuft.
Für einige Länder lagen nicht alle notwendigen Daten vor, aber sie wiesen wie Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Libyen, Somalia, Südsudan und Syrien besorgniserregende Hunger- und Unterernährungssituationen auf.
Regional betrachtet stehen die Werte für Südasien und Afrika südlich der Sahara laut WHI in einem krassen Gegensatz zu denen für Ost- und Südostasien, Nahost und Nordafrika, Lateinamerika und die Karibik sowie für Osteuropa und die Gemeinschaft unabhängiger Staaten, denen ein "niedriges" oder "mäßiges Hungerniveau" beschieden wird. Allerdings gebe es auch diesen Regionen Länder mit einer "ernsten" oder "sehr ernsten" Situation bei Hunger und Unterernährung. So weise Lateinamerika als Region einen der niedrigsten Hungerwerte auf, in einigen Bezirken Guatemalas erreichten die Werte für Wachstumsverzögerung aber bis zu 70 Prozent.
Insgesamt aber sind "globale Trends vielversprechend"
Trotz Ausnahmen seien die "globalen Trends bei Hunger und Unterernährung vielversprechend", heißt es im WHI. "Selbst einige Länder Südasiens und Afrikas südlich der Sahara - die Regionen mit dem höchsten Hunger- und Unterernährungsniveau - haben mäßige Werte erreicht, darunter Gabun, Ghana, Mauritius, Senegal, Südafrika und Sri Lanka". Allerdings bleibe trotz der allmählichen Verbesserungen bei der Hungerbekämpfung seit dem Jahr 2000 die Frage, ob das Ziel 2 für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 erreicht werde: den Hunger bis 2030 weltweit zu beenden. Dies sei nur mit verstärkten Anstrengungen und innovativen Ansätzen möglich.
Besonders schlecht schneiden laut Index, der insbesondere auf die Zusammenhänge von Hunger, Flucht und Vertreibung eingeht, Länder ab, in denen Konflikte herrschen. Der WHI legt vier Lösungsansätze vor und bezieht sich dabei auf eine Studie von Laura Hammond von der SOAS University of London. Diese fordert: Statt Hunger fortwährend hauptsächlich als Folge "umweltbedingter und natürlicher Ursachen" zu begreifen, müsse er genau wie Flucht und Vertreibung "in der Regel" als "Ergebnis politischer Prozesse" verstanden werden. Entsprechend müssten Maßnahmen zur Konfliktverhütung und Friedensstiftung unterstützt werden.
Statt wie üblich meist ausschließlich mit humanitärer Hilfe auf Hunger und Vertreibung zu reagieren, müsse die internationale Gemeinschaft zudem langfristige Lösungen bieten, da Vertreibung "meist ein lang anhaltender Zustand" sei, der "über Generationen" andauern könne. Darüber hinaus sollten von Hunger bedrohte Vertriebene in ihren Herkunftsregionen unterstützt werden und ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt werden - etwa durch Stärkung lokaler Märkte. Von weltweit rund 68,5 Millionen Flüchtlingen seien rund 40 Millionen Binnenvertriebene. (AFP/epd)
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