„Wir befinden uns im Krieg“: 100.000 Polizisten kontrollieren Ausgangssperre in Frankreich
Mit martialischen Worten hat Frankreichs Präsident Macron Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie begründet. „Der Feind ist da, unsichtbar – und er rückt vor“, sagte er.
Im Kampf gegen das Coronavirus hat Frankreich eine Ausgangssperre verhängt. Die Menschen dürfen ihre Häuser nur noch verlassen, um einzukaufen oder zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen, sagte Staatschef Emmanuel Macron am Montagabend in einer TV-Ansprache. Auch Sport sei unter bestimmten Bedingungen möglich.
Die Einschränkungen sollen von Dienstagmittag an gelten und für mindestens 15 Tage aufrechterhalten werden. „Wir sind im Krieg“, sagte Macron. „Wir kämpfen weder gegen Armeen noch gegen eine andere Nation. Aber der Feind ist da, unsichtbar - und er rückt vor.“ Frankreich befinde sich in einem „Gesundheitskrieg“.
Zuvor hatten bereits Italien und Spanien eine Ausgangssperre verhängt, auch in Österreich ist das öffentliche Leben stark eingeschränkt worden.
Frankreich hatte bereits ab Sonntag alle Restaurants und Bars geschlossen. Auch Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen, Museen und Bibliotheken bleiben derzeit zu. Der Präsident monierte allerdings, dass sich dennoch viele Menschen im Freien trafen.
Coronavirus in Frankreich - Strafen drohen
Macron rief die Bürger auf, sich verantwortungsvoll zu verhalten. „Selbst wenn Sie keine Symptome haben, können Sie infiziert sein und andere anstecken.“ Und weiter: „Frankreich macht eine schwierige Zeit durch.“ Niemand könne genau vorhersagen, wie lange es dauern werde, so der Präsident. 100.000 Polizisten sollen die Ausgangssperre kontrollieren und durchsetzen. Wer gegen sie verstößt, dem drohen Geldstrafen. Reisen im Landesinneren sind nur noch mit einer speziellen Genehmigung möglich.
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Gleichzeitig verschob Macron die für kommenden Sonntag angesetzte Endrunde der Kommunalwahlen. Auch alle laufenden Reformen seien auf Eis gelegt seien, darunter die umstrittene Rentenreform. Gegen die Rentenpläne der französischen Regierung hatte es seit Dezember massive Streiks und Proteste gegeben.
Hilfen für Firmen in Not
Kein Unternehmen solle sich sorgen, aufgrund der Maßnahmen Bankrott zu gehen, versprach Macron. Miete oder Gas- und Stromkosten sollen für mittlere und kleinere Unternehmen ausgesetzt werden, wenn sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Macron forderte auch alle Unternehmen auf, die Arbeit von zu Hause aus zu erleichtern. Taxis und Hotels sollen für die Pflege eingesetzt werden. Der Staat werde dafür aufkommen, so der 42-jährige Staatschef.
Am Sonntag waren die Parks und Märkte in der französischen Hauptstadt noch gut besucht. Auch die erste Runde der Kommunalwahlen, bei denen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im ganzen Land gewählt werden, fand statt - jedoch mit einem Rekordtief bei der Wahlbeteiligung. Die für Sonntag geplante zweite Runde der Wahlen wird jetzt aber verschoben.
148 Tote in Frankreich
Die Hauptstadt Paris hatte bereits vor Macrons Rede angekündigt, im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus öffentliche Parks und Gärten zu schließen. „Ab heute werden sich die Dienste der Stadt Paris auf die wesentlichen Aufgaben für die Pariserinnen und Pariser konzentrieren, insbesondere: Müllabfuhr, Sicherheit, Unterstützung der älteren Menschen ...“, teilte die Stadt mit.
Frankreich ist schwer von der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus betroffen. Am Montagabend meldeten die Gesundheitsbehörden 6633 Fälle, ein Anstieg von rund 1200 innerhalb von 24 Stunden. Bisher sind im Land 148 Menschen an Covid-19 gestorben. (dpa)