Günther Jonitz wieder Präsident der Ärztekammer Berlin: „Was Politik und Kassen nicht schaffen“
Günther Jonitz ist oberster Standesvertreter der Berliner Ärzte. Zu wenig Organspenden, marode Kliniken, stolze Medizinerzunft - Jonitz hat viel zu tun.
Er raucht Zigarren, am liebsten ist ihm der Tabak von den Kanaren. Wenn sein zeitintensiver Posten es erlaubt, urlaubt er ohnehin gern auf La Palma. Einen gelungenen Abend kann er fast im Alleingang meistern. Hört sich nicht nach Chirurg an? Nicht nach Medizinfunktionär? Ärztegewerkschafter? Mag sein. Doch Günther Jonitz ist erneut zum Präsidenten der Berliner Ärztekammer gewählt worden: 33 der 46 Delegierten haben für den Kandidaten des Marburger Bundes gestimmt.
Jonitz: Ärzte baden Fehler der Politik aus
Die Gewerkschaft der Klinikärzte hatte Jonitz aufgestellt, obwohl ihn in der Nacht zu Donnerstag auch Vertreter der niedergelassenen Ärzte wählten. Jonitz gilt nicht ohne Grund als ideeller Gesamtarzt der Stadt. Ob Streik bei Vivantes, Ärger in der Kassenärztlichen Vereinigung oder Transplantationsskandal am Deutschen Herzzentrum: Jonitz wird gefragt, was er denkt – gleichermaßen rufen Kollegen, Politiker, Journalisten an. Ärzten, sagte er noch am Donnerstag, will er wieder mehr Geltung verschaffen, denn sie badeten aus, „was Politik und Krankenkassen nicht auf die Reihe bekommen“ hätten. Ist das die Kampfansage eines Ständegenerals an die Allgemeinheit? Wohl kaum.
Günther Jonitz und Gesundheitssenator Mario Czaja verstehen sich
Jonitz, 1958 in München geboren, kann nicht nur mit Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) und den Gesundheitsexperten anderer Parteien gut, sondern auch mit vielen Leitern der Kliniken, für die er mehr Mittel fordert. Womit er in der Vergangenheit eher Probleme hatte, waren die Vorstände der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Die ist wie die Ärztekammer eine Organisation öffentlichen Rechtes und kein Privatunternehmen. Die Vorstände hatten sich umstrittene Sonderprämien sichern wollen, wofür Jonitz sie heftig kritisierte und die Staatsanwaltschaft sie schließlich anklagte.
Spenden Berliner mehr Organe für Patienten in der Region?
Als Kammerchef ist Jonitz für Ethik und Standesrecht aller 29000 Ärzte der Stadt zuständig. Noch 2014 hat er die Einführung einer Zusatzausbildung zum Akut- und Notfallmediziner unterstützt. Die Ärztekammer in Berlin ist bundesweit die erste, die so Rettungsstellen effizienter machen will. Nun soll es um Patientensicherheit, Klinikinvestitionen und Palliativmedizin gehen. Weil die Bereitschaft abnimmt, Organe zu spenden, hat Jonitz angeregt, den Einsatz von Organen zu regionalisieren. Noch werden Spendeorgane europaweit vergeben, vielleicht, so der Gedanke, steige die Bereitschaft, wenn die Berliner wüssten, dass es Patienten in den Kliniken vor Ort nützt.