Neuer CDU-Generalsekretär: Tauber soll CDU im Neuland an die Hand nehmen
Peter Tauber ist 39 Jahre jung, Hesse, Historiker und er soll neuer CDU-Generalsekretär werden. Modernität und Beteiligung soll er der Partei einhauchen. Von den Extremen seiner Heimat lässt er sich da nicht leiten.
Vielleicht wird man so wie Peter Tauber, wenn man aus einem solchen Wahlkreis kommt. Manfred Kanther ist da ein Pol. Der stramm konservative Kanther war früher Abgeordneter in Taubers hessischem Wahlkreis, auch wenn der damals noch etwas anders zugeschnitten war. Der andere Pol heißt Wächtersbach. Eine Kleinstadt, in der Tauber aufgewachsen ist und in der als Stadtverordneter seine politische Laufbahn begann. Wahlergebnisse von unter 60 Prozent sind hier für Sozialdemokraten eine Katastrophe. Tauber, 39 Jahre alt, liberal, offen, Modeglatze, smarter Auftritt und Historiker, hat sich von den beiden Polen gelöst: Weder ist er stramm hessisch-christdemokratisch konservativ noch hat er sich von einer sozialdemokratischen Übermacht weichspülen lassen. Er pflegt gute Kontakte. Auch der hessische Grünen-Chef Tarek Al-Wazir duzt Tauber – seit längerem, was auch an der gemeinsamen Liebe zu Kickers Offenbach liegen könnte.
Mit Tauber hat CDU-Chefin Angela Merkel einen an ihre Seite geholt, der der Partei neue Modernität einhauchen kann. Zum einen weil er ein netzaffiner Christdemokrat ist. Twitter und Facebook sowie sein Blog „Schwarzer Peter“ sind seine Kommunikationsfelder.
In den Koalitionsverhandlungen hat er die netzpolitischen Themen mitverhandelt. Tauber soll die CDU im Neuland an die Hand nehmen. Zum anderen ist er jemand, der die Partei öffnen kann. Die SPD hat mit ihrem Mitgliederentscheid gezeigt, wie stark die CDU zum Kanzlerwahlverein geworden ist. Ein kleiner Hinweis darauf: „Wir wollen Bürgerinnen und Bürger einladen und begeistern. Eine Volkspartei lebt von ihren Mitgliedern und den Menschen, die Experten ihres Alltags sind“, schreibt er auf seiner Facebook-Seite.
Tauber unterzeichnete auch den Aufruf mehrerer junger Christdemokraten mit dem Titel „CDU 2017 – heute die richtigen Entscheidungen für morgen treffen“. Darin warnen sie vor zu hohen Belastungen der jungen Menschen insbesondere durch die Rentenbeschlüsse. Zugestimmt hat er dem Koalitionsvertrag dennoch.
Seine Aufgabe ist nicht einfach: Europawahl organisieren, Merkel den Rücken frei halten und gleichzeitig seine Partei auf 2017 und eine mögliche Post-Merkel-Zeit vorbereiten. Am Montag twitterte er: „... Um mit Ulrich von Hutten zu sprechen: Wohlauf, ist Zeit wir müssen dran!“ Von Hutten war Dichter, Humanist, Reichsritter. Irgendwie vieles – und auch etwas umstritten.
Christian Tretbar