zum Hauptinhalt
Mit Weidel und Chrupalla an der Spitze zieht die AfD in den Bundestagswahlkampf.
© dpa

Schwarzer Tag für das Meuthen-Lager: Spitzenduo Weidel und Chrupalla - was das für den AfD-Machtkampf bedeutet

Die AfD zieht mit Weidel und Chrupalla in den Bundestagswahlkampf. Demnächst könnten die beiden noch mehr Einfluss bekommen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Der große Verlierer im Rennen um das Spitzenduo der AfD heißt: Jörg Meuthen. Der AfD-Parteichef ist zwar selbst gar nicht angetreten und will auch nicht in den Bundestag. Doch es war sein erklärtes Ziel, bei der Bundestagswahl ein Spitzenduo aus Fraktionschefin Alice Weidel und Co-Parteichef Tino Chrupalla zu verhindern. Die beiden werden vom offiziell aufgelösten, rechtsextremen „Flügel“ in der AfD unterstützt.

Meuthen hatte gepokert und sich anfangs für die Mitgliederbefragung eingesetzt. Zu spät muss ihm klar geworden sein, dass er das Ergebnis einer Urwahl viel weniger kontrollieren kann als eine Abstimmung über das Spitzenduo auf dem Bundesparteitag. Und auch sein späterer Plan, ein strömungsübergreifendes Duo aus seiner Verbündeten Joana Cotar und dem Malermeister Chrupalla zu installieren, ist gescheitert. Am Ende wurden es nun Alice Weidel und Tino Chrupalla.

Weidel und Chrupalla haben sich mit dem „Flügel“ arrangiert

Bei der Interpretation des Ergebnisses muss man vorsichtig sein: Chrupalla und Weidel sind deutlich bekannter als das gegnerische Duo aus Cotar und dem früheren Generalleutnant Joachim Wundrak. Vielen in der AfD dürfte klar sein, dass Weidel und Chrupalla im Wahlkampf mehr ziehen.

Dennoch lässt sich aus der Wahl der beiden Zustimmung herauslesen für etwas, das in der AfD ein „integrierender Kurs“ genannt wird. Anstatt sich vom rechten Rand abzugrenzen, wird der extremistische „Flügel“ um Björn Höcke als wichtiger Bestandteil der Partei akzeptiert. Weidel und Chrupalla haben sich – anders als etwa Gegenkandidatin Joana Cotar – mit dem „Flügel“ arrangiert. Von ihnen haben Björn Höcke und Co nichts zu befürchten. Besonders Chrupalla ist kein Fan von Parteiausschlussverfahren. Und ein Großteil der Mitglieder findet das offenbar gut so. Ein gemäßigteres Auftreten, wie es Cotar und Wundrak in Aussicht gestellt haben, scheinen viele an der AfD-Basis nicht für nötig zu halten.

Alles ist jetzt drin für Weidel

Für Parteichef Meuthen wirft dieses Votum nun unangenehme Schatten voraus. Im November wird ein neuer Bundesvorstand gewählt. Dann wollen Höcke und seine Verbündeten Meuthen stürzen. Wenn die AfD bei der Bundestagswahl ein gutes Ergebnis holt, könnten Chrupalla und Weidel als neues Duo an die Spitze der AfD gewählt werden.

Bemerkenswert dabei ist das Comeback von Alice Weidel. Politisch wurde sie bereits öfter tot gesagt: wegen ihrer Spendenaffäre und vor allem wegen angeblich mangelnder Führung der Fraktion. Das Votum der Mitglieder hat für sie eine neue Legitimation geschaffen. Die Leitung auch der nächsten Fraktion, die Führung der AfD: Alles ist jetzt drin für Weidel – zumindest solange sie die Unterstützung des „Flügels“ hat.

Zur Startseite