Lageso: Sebastian Muschter ist neuer Chef
Der frühere McKinsey-Mann muss ein Amt vom Chaos befreien. Ein Porträt.
Diese Erkenntnis hatte Sozialsenator Mario Czaja (CDU) schon vor einiger Zeit, sie folgte aus dem monatelangen Chaos an seinem Landesamt für Gesundheit und Soziales: Wenn sich die Arbeit in einer Behörde vervielfacht, dann reicht es nicht, auch die Zahl der Mitarbeiter zu vervielfachen. Stattdessen müssen sich die Abläufe komplett ändern. Um das hinzukriegen, drängte sich ein McKinsey-Mann förmlich auf: Sebastian Muschter. Am Montag tritt der 46-Jährige seinen neuen Job als Lageso-Chef an. Er will ihn keinesfalls auf Dauer machen, nur kommissarisch, für neun bis zwölf Monate. So lange dauert es nämlich, bis in Berlins Behörden eine Stelle neu besetzt werden kann, mit Ausschreibung, dem üblichen Gezerre im Personalrat und rituellem Ringen mit dem Finanzsenator.
McKinsey hat einen "Masterplan Berlin für Integration" ausgearbeitet
Da kam der Wirtschaftsinformatiker wie gerufen: Seit September ist er schon im Thema, denn seitdem ist das Pro-Bono-Team von McKinsey über einen Vertrag mit der Senatskanzlei in Berlin aktiv. Er hat bereits den „Masterplan Berlin für Integration“ mit ausgearbeitet. Die Hilfsaktion wurde jetzt um sechs Monate bis Juli verlängert. Das heißt: Bisher wurde Muschter von McKinsey bezahlt, arbeitete aber für Berlin, ab Montag bezahlt Berlin ihn selbst. Bei McKinsey scheidet er aus. Er wollte die Unternehmensberatung ohnehin verlassen. Bis ein neuer Chef kommt, will Muschter das Lageso möglichst auf Vordermann bringen. Der Posten wird ausgeschrieben, ebenso wie der andere Chefposten, denn aus dem Lageso werden künftig zwei Behörden: das Lageso und das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.
Von seinen Themen her passt Muschter auf den Job. Er hat schon Frank-Jürgen Weise beraten, den früheren Leiter der Bundesagentur für Arbeit und jetzigen Chef des Bundesamtes für Flüchtlinge; er hat sich mit Optimierungsprozessen in der Verwaltung befasst, mit eGovernment und der Transformation von Strukturen – also genau den Dingen, die jetzt als gigantische Aufgabe vor ihm liegen. „Ich habe gesehen, dass die Strukturen mit diesem Arbeitsanfall nicht zurechtkommen“, sagte Muschter am Donnerstag bei einer Vorstellungsrunde im Abgeordnetenhaus. Es sei ein „Mengenproblem“. Es gelte, eine Organisation hinzubekommen, die den Flüchtlingen nütze. Privat fährt der „glückliche Familienvater“ gerne Ski. Seine Ehefrau ist Amerikanerin, er hat sie kennengelernt, als er mehrere Jahren in den USA arbeitete. Die beiden haben drei Töchter.