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Portrait: Peña Nieto soll Mexiko aus dem Drogenkrieg ziehen

Er wird von den USA als skrupelloser Politiker bezeichnet und machte sich als Gouverneur einen Namen durch Menschenrechtsverletzungen und eine korrupte Polizei. Jetzt ist der stilsichere Enrique Peña Nieto Mexikos neuer Präsident.

Er ist der unumstrittene König des Polit-Marketings: jung, gutaussehend, erfolgreich. Mit Enrique Peña Nieto kehrt die Partei der Institutionalisierten Revolution, die Mexiko jahrzehntelang autoritär regiert hat, nun nach zwölf Jahren Opposition an die Macht zurück. Seine Partei habe „eine zweite Chance“ erhalten, sagte der am Sonntag gewählte Präsident in einer ersten Ansprache.
Nichts überlässt der 45-Jährige dem Zufall, von der modischen Kleidung über die Inszenierung seiner Ehe mit einem Seifenopernsternchen bis zu den geschliffenen Wahlkampfreden seiner Berater. Weder landesweite Studentenproteste konnten ihm etwas anhaben noch diverse Frauengeschichten.
Sein Programm hingegen ist vage, ein Mischmasch aus liberalen, konservativen und sozialdemokratischen Ideen. Er gibt sich als Macher und unterschreibt bei Wahlkampfauftritten öffentlich Versprechen vor dem Notar – meistens Infrastrukturprojekte. Doch manchmal bröckelt die glitzernde Fassade. Etwa, als ein ausländischer Journalist ihn zum plötzlichen Tod seiner ersten Frau befragte, mit der er drei Kinder hat, und Peña Nieto so klinisch-kühl antwortete, als sei er Gerichtsmediziner. Oder als er bei einem Auftritt auf einer Buchmesse kein einziges literarisches Werk nennen konnte. Oder als ihn kritische Studenten zu straffrei gebliebenen Menschenrechtsverletzungen während seiner Periode als Gouverneur befragten.
Peña Nieto entstammt einer einflussreichen Politikerdynastie. Schon in der Schule schwang er Wahlkampfreden. Er studierte Jura an der Universität des Opus-Dei-Ordens, anschließend arbeitete er in verschiedenen Schlüsselpositionen der Landesregierung des Bundesstaates Mexiko. Dort wurde der damalige Gouverneur, Arturo Montiel, auf ihn aufmerksam und zog ihn zu seinem Nachfolger heran. Der Plan ging auf: Peña siegte – und stellte alle Korruptionsprozesse gegen seinen Vorgänger ein. In seine Regierungszeit fallen nicht nur diverse Justizskandale und Menschenrechtsverletzungen. Seine Polizeitruppe gilt außerdem als eine der korruptesten des Landes.

Die US-Botschaft bezeichnete Peña Nieto in vertraulichen Berichten als skrupellosen Politiker, der im alten Stile seiner Partei die Medien schmiert und sich Wählerstimmen mit Geschenken erkauft. Seine Gegner sehen in ihm eine Marionette seiner Ziehväter, darunter Expräsident Carlos Salinas de Gortari.

Sandra Weiss

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