Streit um seine Fernsehshow: Kurt Krömer als Fall fürs Gericht
Kurt Krömer machte als Original aus Neukölln Karriere im Fernsehen. Dem Journalisten Matthias Matussek würde dessen Humor jetzt zuviel: Er versucht, die Ausstrahlung einer Sendung mit ihm als Gast zu verhindern.
Selbst wenn er zum Zahnarzt geht, nutzt Alexander Bojcan nicht seinen wirklichen Namen. Er rufe in der Praxis als Kurt Krömer an, dann bekomme er sofort einen Termin, erzählte der 38-Jährige einmal. 20 Jahre ist es jetzt her, dass sich der Neuköllner seinen Künstlernamen zugelegt und damit eine bemerkenswerte Karriere als Komiker hingelegt hat. Vorher hatte er eine Ausbildung zum Herrenausstatter abgebrochen, für eine Putzfirma gearbeitet und ein Praktikum im Zoo gemacht, aber da durfte er nur die Meerschweinchen pflegen, die später verfüttert wurden. Das war ihm zu brutal.
Auf der Bühne ist Krömer dagegen härter im Nehmen – und Geben. Zumindest findet das „Spiegel“-Journalist Matthias Matussek, der die für Samstag geplante Folge der ARD-Sendung „Krömer – Late Night Show“ verhindern will. Matussek war Gast der Show, die vor einigen Wochen im Berliner Ensemble aufgezeichnet wurde. Krömer nannte ihn darin „hinterfotziges Arschloch“ und „Puffgänger“, Matussek schimpfte Krömer daraufhin eine „blöde Sau“. Das Landgericht Hamburg hat entschieden, dass die vom RBB verantwortete Sendung ausgestrahlt werden darf, jetzt liegt die Sache beim Oberlandesgericht Hamburg. Matussek wurde allerdings nicht als Einziger von Krömer angegangen. Auch Schlagersängerin Mary Roos fragte er, ob sie in den Puff gehe, dann schlug Krömer vor: „Komm, jetzt gehen wir alle in den Puff.“ Roos lachte Tränen.
Es ist Krömers Kunst, Aussagen zu verdrehen oder völlig falsch zu verstehen. Er spielt mit seinen Gästen, und seine Gäste müssen sich auf dieses Spiel einlassen. Sie sind nicht Hauptdarsteller, sondern Statisten in Krömers absurdem Theater, und dabei erfährt der Zuschauer manchmal mehr über sie als in den üblichen Talkshows. Krömer hat diese Kunst perfektioniert, treibt sie womöglich manchmal über die Grenzen hinaus.
Als er sich Anfang der 90er Jahre auf Berliner Bühnen als Komiker versuchte, spielte er teilweise vor zwei Zuschauern, manche gingen in der Pause und verlangten ihr Geld zurück. Inzwischen ist Krömer mehrfach ausgezeichnet, 2011 bekam er den Grimme-Preis. Er spielte in Kinofilmen mit und reiste zweimal nach Afghanistan, einmal mit der Bundeswehr als „embedded“ Comedian. Über diese Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben. Als Kurt Krömer, nicht als Alexander Bojcan. „Ich bin keine Kunstfigur“, sagt Krömer, der Fernsehkunst macht, über sich.
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