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Der alte und neue brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke ernennt Karl-Heinz Schröter zum Minister für Inneres und Kommunales.
© dpa

Neuer Innenminister: Karl-Heinz Schröter - Der „brandenburgische Sarrazin“

Dietmar Woidkes neuer Innenminister ist ein harter, zäher Hund. Der Koalitionspartner kritisiert ihn. Auch die Grünen halten ihn für ein Problem. Doch Karl-Heinz Schröter lässt sich in keine Schublade zwängen.

Rechtzeitig zum Amtseid ist er zurück aus Washington. Während in Brandenburgs Politik die Wogen hochschlugen, rannte der Mann, den Ministerpräsident Dietmar Woidke nun zum Innenminister gemacht hat, den Marine-Corps-Marathon. Den hatte sich Karl-Heinz Schröter, bisher SPD-Landrat im Kreis Oberhavel, zu seinem 60. Geburtstag geschenkt. Er schaffte die Distanz in drei Stunden, 49 Minuten. Ein Foto mit Victory-Zeichen – ein Klacks für ihn, der sich regelmäßig auf den zehn Kilometern von Hohen Neuendorf zum Büro in Oranienburg für den Dienst warmläuft.

Ja, der künftige Innenminister ist schon ein harter, zäher Hund. Feigheit, Anpassung, Opportunismus wirft ihm niemand vor. Aber einen autoritären Führungsstil, zu große Härte gegenüber anderen, das schon. Er sei ein „brandenburgischer Sarrazin“, kritisiert die mitregierende Linke. Auch die Grünen halten ihn für ein Problem. Weil Schröter sich bis heute weigert, Bargeld an Asylbewerber zu zahlen, werden im Kreis Oberhavel Gutscheine ausgeteilt. Weder ein Kreistagsbeschluss noch die liberalere Linie der rot-roten Regierung und eine Intervention von SPD-Chef Sigmar Gabriel konnten „Mister Granit“ umstimmen, Ermessensspielräume zu nutzen.

Glühender Verfechter der Gemeinschaftsschule

Er pochte auf die Rechtslage, bestätigt durch Gerichte: „Landkreise machen keine Asylpolitik. Sie setzten sie nur um.“ Und trotzdem trifft der Sarrazin-Vergleich nicht. Der Ingenieur für Landtechnik, der im Wendeherbst in die Ost-SPD eintrat, von 1990 bis 1994 im Bundestag saß und seit 1994 erfolgreicher Landrat in Oberhavel ist, passt in keine Schublade. So sorgte Schröter mit der gleichen Sturheit für vernünftige Flüchtlingsunterkünfte, setzte sie gegen Widerstände der Bevölkerung durch, auch in Veranstaltungen vor Ort.

Anders als viele seiner Genossen ist Schröter ein glühender Verfechter der Gemeinschaftsschule nach skandinavischem Vorbild. Leistungsklassen in Gymnasien von Viert- und Fünftklässlern ließ er – zusammen mit den Linken – im Kreis nie zu. Die staatlichen Schulämter hält er für überflüssig. Seit 1994 ist er Präsident des Landkreistages in Brandenburg und genauso lange Vizepräsident des deutschen Landkreistages. Seine wichtigste und schwierigste Aufgabe wird es sein, die aufgeblähten Kreisstrukturen im Land zu straffen. Von Rot-Rot hielt er bisher nicht viel, über Minister machte er sich schon mal im Kreistag lustig. Nun kann er beweisen, dass er es besser kann.

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