Porträt: „Ich will Netanjahu ablösen“
Isaac Herzog hat sich viel vorgenommen. Er will die Arbeitspartei aus dem Tief holen - und sich für ein Friedensabkommen mit den Palästinensern einsetzen.
Nostalgiker in Israel bekommen feuchte Augen, wenn von „ihrer“ Arbeitspartei die Rede ist. Das kommt allerdings nicht mehr häufig vor. Der Ruhm der einst großen „Awoda“ ist schon lange verblasst. Vorbei die Zeit, als Granden wie Jitzak Rabin unangefochten die Geschicke des jüdischen Staats lenkten. Bei den Wahlen Anfang 2013 kam die Partei gerade mal auf 15 Sitze. Sogar die von TV-Star Jair Lapid neu gegründete liberale Jesch Atid („Es gibt eine Zukunft“) schnitt besser ab.
Doch jetzt gibt es einen neuen Anlauf, um verloren gegangenes politisches Terrain zurückzuerobern. Und einen Namen, der für diese Hoffnung steht: Isaac Herzog. Der 53-Jährige ist seit einigen Monaten Chef der Arbeitspartei, führt die Opposition in der Knesset und sagt selbstbewusst: „Ich will Benjamin Netanjahu ablösen.“
Dass das schwierig wird, weiß auch Isaac Herzog, der am Donnerstag auf Einladung des „European Leadership Network“ in Berlin Gespräche führte. Aber der Sozialdemokrat ist fest entschlossen, Israels derzeitigen Regierungschef zu Fall zu bringen. Er setzt dabei auf einen noch zu schmiedenden Machtblock der Oppositionsparteien. Eine einheitliche Front gegen Netanjahu? Das haben schon viele versucht und sind damit gescheitert.
Doch Herzog wird inzwischen einiges zugetraut. Nicht zuletzt, weil er sich mit Israels Politikbetrieb bestens auskennt. Und das von Kindesbeinen an. Herzog wurde in die Elite der Arbeitspartei hineingeboren. Sein Vater war der bis heute populäre, von 1983 bis 1993 amtierende Staatschef Chaim Herzog, sein Großvater Israels erster aschkenasischer Oberrabbiner. Hinzu kommt: Isaac weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Mehrfach hat er bereits Ministerposten bekleidet und diese dann wieder aufgegeben, wenn Entscheidungen seinen Überzeugungen widersprachen.
Ein Mann mit Prinzipien – das gilt auch für die Außenpolitik. Herzog setzt sich unverdrossen für eine Vereinbarung mit den Palästinensern ein. Trotz der gescheiterten Gespräche sagt er: „Die Zeit ist reif für eine Übereinkunft.“ Und zwar mit Mahmud Abbas. Dagegen kämen die im Gazastreifen herrschenden Islamisten als Verhandlungspartner nicht infrage. „Hamas ist ein Feind.“ Man müsse jedoch abwarten, was aus den Versöhnungsversuchen mit der Fatah am Ende werde. An den Israelis, da ist sich Herzog sicher, werde ein Abkommen mit den Palästinensern jedenfalls nicht scheitern. „Die Gesellschaft ist um des Friedens willen zu schmerzhaften Kompromissen bereit."
Christian Böhme
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