Porträt: „Ich bin kein Heiliger“
Bisi Alimi hat sich 2004 im nigerianischen Fernsehen als Homosexueller geoutet. Er musste sein Land verlassen und fand Asyl in London. Von dort aus berät er Regierungen bei ihrer Politik zur Gleichstellung und in der Aids-Politik. Am Dienstag spricht er an der Freien Universität in Berlin.
Bisi Alimi wusste, was er tat, als er sich bei der populärsten Gastgeberin einer Talkshow in Nigeria, Funmi Iyanda, auf die Couch setzte. Das war 2004. Und es war das erste Interview im nigerianischen Fernsehen, das mit einem offen Homosexuellen in dem westafrikanischen Land geführt worden ist. Für Bisi Alimi hatte sein landesweites Coming-out zur Folge, dass er das Land verlassen musste. Er bekam Asyl in Großbritannien. Seither lebt Bisi Alimi in London.
In London gründete er ein Beratungsbüro. Er ist ein gefragter Gesprächspartner für Regierungen, die ihre HIV/Aids-Politik überdenken wollen. Seit einigen Jahren berät er Regierungen auch dabei, ihre Strategien zum Schutz von LGTB-Aktivisten in Afrika zu entwickeln. Damit sind lesbische, schwule, transsexuelle und bisexuelle Menschen gemeint, die für ihre Rechte eintreten und vor allem darum kämpfen, dass ihre Sexualität nicht unter Strafe gestellt wird. Am Dienstag spricht Bisi Alimi an der Freien Universität in Berlin über seine Erfahrungen als offen homosexueller Mann in Nigeria und die Schwierigkeiten, in Afrika eine andere als eine heterosexuelle Identität zu entwickeln und zu (über-)leben.
Homosexualität ist fast überall in Afrika eines der großen Tabus. Fast überall ist sie zudem strafrechtlich verboten. Lediglich in Südafrika ist Homosexualität verfassungsrechtlich geschützt, nicht aber in der Realität. Die Welle von Verschärfungen bereits bestehender Strafgesetze auf dem Kontinent ist allerdings nach Bisi Alimis Beobachtung erst ins Rollen gekommen, seit es in der anglikanischen Kirche Streit um das Thema Homosexualität gibt. Davor, berichtet er, habe es in vielen Ländern ein Arrangement gegeben, die Homosexualität einfach zu übersehen. Wer den Mund hielt, konnte damit rechnen, nicht behelligt zu werden. Doch diese stillschweigende Übereinkunft endete mit dem Streit in der anglikanischen Kirche. Die afrikanischen Anglikaner wehrten sich dagegen, dass Homosexuelle Priester oder Bischöfe ihrer Kirche werden sollten. Der Streit spaltet die Anglikaner seit rund einem Jahrzehnt.
Bisi Alimi hat einen hohen Preis dafür gezahlt, seine sexuelle Identität nicht zu verleugnen. Aber zumindest ist er am Leben. Für David Kato aus Uganda und für Fanny Ann Eddy aus Sierra Leone war ihr Engagement für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben tödlich. Beide wurden ermordet, sie 2004, er 2011.