Porträt: Ibrahim Boubacar Keita ist der neue Präsident von Mali
Der 68-Jährige muss mit der Tuareg-Minderheit im Norden Frieden schließen und kann dann mit gut drei Milliarden Dollar Hilfe aus dem Ausland rechnen, um das westafrikanische Land nach der Befreiung von den Islamisten wieder aufzubauen.
Ibrahim Boubacar Keita hat drei Anläufe gebraucht, bis er im Zentrum der Macht angekommen ist. Jetzt ist er der neue Präsident von Mali. Im zweiten Wahlgang überzeugte er 77,6 Prozent der Wähler. Sein Gegenkandidat Soumaila Cissé war so abgeschlagen, dass er am Montag noch vor Ende der Auszählung seine Niederlage zugab und Keita gratulierte.
Keita, den die Malier IBK nennen, ist ein „altes Krokodil“, wie die Zeitschrift „Jeune Afrique“ schreibt. Er war schon Wahlkampfmanager des ersten malischen Präsidenten nach der Militärdiktatur Alpha Oumar Konarés. 1994 bis 2000 war er Premierminister und kandidierte 2002 und 2007 erfolglos gegen den 2012 gestürzten Präsidenten Amadou Toumani Toure. IBK gehört seit 20 Jahren zum politischen Establishment des westafrikanischen Landes.
Wie wendig IBK ist, bewies er nach dem Putsch durch eine Gruppe unzufriedener Offiziere um Amadou Sanogo, der Mitte der Woche zum General befördert wurde. IBK kritisierte Sanogo nicht öffentlich. Da die Putschisten geschickt das Unbehagen an der korrupten und hohl gewordenen Demokratie in Mali auszudrücken vermochten, gelang es Keita, sich im Wahlkampf als Gegner der herrschenden politischen Klasse zu inszenieren. Zudem ist er in Frankreich ausgebildet worden und hatte seit jeher gute Kontakte in die französische Regierung. Auch für Paris ist IBK eine akzeptable Wahl. Nach Einschätzung des Nordmali-Experten Henner Papendieck vertraut die Tuareg-Minderheit IBK ebenfalls. Der Tuareg-Aufstand im Frühjahr 2012 hatte die politische Krise in Gang gebracht.
Nach dem Putsch hatten Tuareg-Rebellen in Koalition mit Islamisten und dem Al-Qaida-Ableger Aqim den Norden Malis erobert. Als die Islamistenallianz – inzwischen ohne Tuareg-Milizen – auf die Hauptstadt Bamako zumarschierte, griffen die französische Armee und eine Eingreiftruppe der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas ein und vertrieben die Islamisten.
Keita muss nun schnell einen Friedensvertrag mit den Tuareg aushandeln. Er kann mit gut drei Milliarden Dollar Hilfsgeld aus dem Westen rechnen. Die Malier haben keine großen Erwartungen. Sie glauben auch nicht im Ernst daran, dass Keita sein Versprechen wahr machen wird, die Korruption zu bekämpfen. Unter den gegebenen Umständen könnte IBK Mali die Stabilität bringen, die das Land für einen bescheidenen Wiederaufbau braucht.
Dagmar Dehmer
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