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Langjährig verbunden: FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Horst Seehofer (rechts) beim 60. Geburtstag von Hoeneß Anfang 2012.
© dpa

Der Bayern-Chef und die Steueraffäre: Für Hoeneß ist es vorbei

Wenn der Aufsichtsrat des FC Bayern am Montag tagt, könnte Uli Hoeneß zum Rückzug gezwungen werden. Denn Hoeneß hat zu oft attackiert, als dass er mit Nachsicht rechnen könnte. Vor allem bei VW und Audi sieht man seine Steueraffäre sehr kritisch.

Servus, Uli Hoeneß. Das Millionenspiel wird wohl ohne ihn weitergehen. Wie kein Zweiter hat er die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Fußballs betrieben, die geschäftlichen Regeln des Spiels mitgeschrieben. Und er hat die Partner auf das Feld geholt, die ihn nun vom Platz stellen müssen: Adidas, Audi, Telekom, Allianz, Unicredit. Für die Kapitalisten in den Börsenkonzernen gehören Anstand, Ehrlichkeit und Transparenz zur Geschäftsgrundlage. Ob Hoeneß, rein rechtlich, diese Grundlage verlassen hat, ist noch nicht geklärt. Doch er hat Steuern hinterzogen, und es gibt den Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit einem privaten Millionenkredit des früheren Adidas-Chefs an Hoeneß und der Geschäftsbeziehung zwischen Adidas und dem FC Bayern.

Der Aufsichtsrat des FC Bayern weiß nicht so recht, wie er mit Hoeneß umgehen soll

Martin Winterkorn ist Bayern-Fan. Als der heutige VW-Vorstandsvorsitzende noch Chef der VW-Tochter Audi war, stieg das Ingolstädter Unternehmen mit viel Geld bei Hoeneß’ Bayern ein. Ähnlich wie mit Adidas wurde eine langfristige Partnerschaft besiegelt, ähnlich wie bei Adidas (Nike) hielt man so die Konkurrenz (BMW) vor der Tür des weltberühmten Fußballclubs und Imageträgers. Der FC Bayern gehört zu jeweils neun Prozent Adidas und Audi.

An diesem Montag trifft sich der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG. Neben Winterkorn gehören der Audi- und der Adidas-Chef dazu, der Finanzvorstand der Telekom, Focus-Herausgeber Helmut Markwort und der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber. Aufsichtsratsvorsitzender: Uli Hoeneß. Wenn Winterkorn mit Blick auf die Sitzung und den Fall Hoeneß meint, „wir sollten dieses Thema momentan nicht diskutieren“, dann klingt das wie das Pfeifen im Walde. Winterkorn weiß nicht so recht, was er machen soll mit seinem langjährigen Kumpel. Denn er weiß natürlich um die Verdienste von Hoeneß und um die große Chance, in den nächsten vier Wochen alles an Titeln zu gewinnen, was zu gewinnen ist. Er weiß aber auch, dass Hoeneß nicht mehr zu retten ist.

Seehofer hat die Wahlen im Auge und geht in Deckung

Die schlaue Angela Merkel hat das früh erkannt und schon vor Tagen ihre Enttäuschung über den hochgeschätzten Hoeneß mitteilen lassen. Horst Seehofer ist noch nicht so weit. Er hat es auch viel schwerer als Merkel, denn Berlin ist weit weg von München und den Bayern und überhaupt musste der Ministerpräsident gerade seinen CSU-Fraktionsvorsitzenden zurücktreten. Es riecht schon wieder streng nach Amigo-Affäre im Freistaat. Seehofer hat die Wahlen vor Augen, er will, dass erst CSU und dann CDU gewählt wird, doch im Moment ist alles irgendwie riskant, und so verhält er sich wie Winterkorn: hinter den Ermittlern in Deckung gehend. Aber das reicht nicht.

Die Distanzierung fällt schwer – weil Hoeneß eine überragende Figur war mit großartigem Erfolg für den Verein. Er hat eine Branche dominiert, indem er nach purer Wettbewerbslogik durchmarschierte: Wer nicht mithalten kann, der wird mit der Macht des Geldes verdrängt. Inzwischen spricht vieles dafür, dass dem Zocker Hoeneß die Mechanismen des Turbokapitalismus vertrauter waren als das Fair Play, dass Rücksichtslosigkeit und vielleicht sogar Ruchlosigkeit dem vermeintlich so guten Menschen Hoeneß nicht fremd sind.

Nun ist es vorbei. Hoeneß hat zu oft attackiert, als dass er mit Nachsicht rechnen könnte. Zu sozialpolitischen Themen kann er sich nicht mehr äußern, ohne als Märchenonkel verlacht zu werden. Aber der Ball rollt weiter.

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