Jorgo Chatzimarkakis kämpft für Syriza: Ex-FDP, Ex-Doktor, Sonderbotschafter
Jorgo Chatzimarkakis verteidigt momentan fast täglich auf allen TV- und Radiosendern die neue griechische Regierung. Der Ex-FDP Politiker und Ex-Doktor ist "Ehrenbotschafter Griechenlands". Vom Marktradikalen zum Linken? Ein Kurzporträt.
Den Deutschen die Griechen zu erklären, das war in den vergangenen Wochen kein einfacher Job. Dafür suchten die Fernsehanstalten jemanden, der sowohl die deutsche Politik kennt als auch die Beweggründe der griechischen Kollegen vermitteln wollte. Am Ende saß in fast allen Sendungen derselbe Mann: Jorgo Chatzimarkakis – Ex-FDP-Vorstand, Ex-Doktor und heute „Ehrenbotschafter Griechenlands in der EU“. Bei den Hellenen selbst ist er allerdings ziemlich umstritten.
Ein Marktliberaler im Auftrag der linken Regierung von Alexis Tsipras? Die griechische Krise macht es möglich. Chatzimarkakis wurde 1966 in Duisburg als Sohn eines Gastarbeiters geboren, besitzt die griechische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Der studierte Politikwissenschaftler machte in der FDP schnell Karriere, von 1995 bis 2011 gehörte er dem Bundesvorstand an. Seit 2004 saß er für die Liberalen im Europaparlament.
Bei den Liberalen gehörte er zum sozialliberalen Flügel, plädierte schon mal für einen Zusammenschluss seiner Partei mit den Grünen. Viele der vorgeschriebenen Reformen in Griechenland müssten Chatzimarkakis zunächst dennoch gefallen haben, plädierte die FDP doch selbst für Privatisierung, Bürokratieabbau und mehr Wettbewerb. Doch die Sparpolitik der Europäer gingen Chatzimarkakis zu weit. Er kritisierte vor allem seinen Parteikollegen und damaligen Wirtschaftsminister Philipp Rösler öffentlich scharf.
Zur Kritik an der eigenen Partei kam eine Plagiatsaffäre: Chatzimarkakis wurde 2011 der Doktortitel aberkannt. Aus der FDP trat er aus. Für die Europawahlen 2014 gründete er die griechische Partei „Hellenische Europabürger“, scheiterte aber an der Drei-Prozent-Hürde. In Griechenland hatte sein ehemals guter Ruf unter der Plagiatsaffäre massiv gelitten.
Die Nea-Dimokratia-Regierung ernannte Chatzimarkakis im November 2014 dennoch zum Ehrenbotschafter, der wie ein normaler Botschafter bezahlt wird. Mit seinen Kontakten und Fähigkeiten werde er Griechenland helfen, hieß es damals. In der griechischen Öffentlichkeit war die Entscheidung umstritten. Die neue Regierung hat ihn bisher im Amt belassen. Wie nahe er Tsipras und Varoufakis ist, weiß niemand. Bei „Anne Will“ lobt er sie jedenfalls: „Wenn Sie es mit einem Land zu tun haben, in dem es keine Rechtsstaatlichkeit gibt, dann müssen Sie da mit der Axt ran, und das tut die neue Regierung.“