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Thilo Sarrazin ist dagegen
© dpa

Neues Sarrazin-Buch: Die Schublade des gefährlichen Schwachsinns

Der schon wieder: Thilo Sarrazin hat ein neues Buch über Meinungsfreiheit geschrieben. Unser Kolumnist Helmut Schümann weiß schon, was drinsteht - allein nach Studium des Buchtitels.

Ende Februar wird ein Aufschrei durch die Republik hallen. Ich bin kein Prophet und kann auch nicht in die Zukunft schauen. Aber der Aufschrei wird kommen. Ende Februar wird ein neues Buch vorgestellt. Danach wird gestritten werden. Die einen werden sagen: Recht so! Die anderen werden dagegenhalten und das Buch in die giftige Schublade des gefährlichen Schwachsinns einsortieren. Möglicherweise wird kaum einer das Buch wirklich lesen, das ist bei Büchern dieses Autors öfter mal der Fall. Aber schon die Auszüge und das Lesen vom Hörensagen werden ausreichen, um die Debatte hitzig werden zu lassen.

Das liegt daran, dass der Autor dieses Buches schon Programm ist. Das Buch, das Ende Februar vorgestellt wird, hat Thilo Sarrazin geschrieben. Ja, der schon wieder. Nach allen bisherigen Erfahrungen und sollte der Autor keinen tiefgreifenden Wandel vollzogen haben, wird es in dem Buch mit großer Sicherheit sehr pseudo-wissenschaftlich, sehr pseudo-seriös und sehr pseudo-empirisch zugehen. Auf der anderen Seite wird es sehr populistisch zugehen, stammtischartig und wüster noch.

Das Buch hat, natürlich, das haben alle Bücher, auch die, die besser nie geschrieben worden wären, einen Titel. Das Buch heißt „Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“.

Sarrazin wird die Grenzen seiner Meinungsfreiheit sicher wieder sprengen

Das lässt sich schon heute leicht übersetzen. „Tugendterror“, das wird das sein, was wir Picie nennen, die politische Korrektheit also, die es verbietet, rassistisch, frauen-, fremden-, schwulenfeindlich daherzuschwätzen (die letzten drei Begriffe in alphabetischer Reihenfolge). Die Picie ist ja etwas ins Gerede gekommen, man macht sich über sie lustig wie auch über die Menschen, die sich ihrer bedienen. Das sind dann die Gutmenschen. Oder aber, sie wird mit dicker Wumme niedergemacht, das dürfte bei Sarrazin der Fall sein, macht er ja schon im Titel. „Über die Grenzen der Meinungsfreiheit“ ist auch leicht zu übersetzen. Etwas weniger elaboriert ausgedrückt, wird das Buch also die Grenzen dessen, was man ja wohl auch mal sagen darf, ausloten.

Wenn der Autor keine grundlegende Läuterung erfahren hat, wird er die Grenzen überschreiten und neue setzen. Das-wird-man-ja-wohl-mal-sagen- dürfen ist das Totschlagargument derjenigen, die nicht weiter denken wollen, als der eigene enge Horizont reicht und mit den einfachen Phrasen. Ich denke, ich nehme mir die Freiheit, das Buch nicht zu lesen.

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