US-Präsident Obama zu Gast in Berlin: Die Hoffnung auf Wandel war zu groß
Der erste Schwarze im Weißen Haus war einst ein Hoffnungsträger, eine Projektionsfläche für ungezählte Träume. Doch die Hoffnungen, die viele mit Barack Obama verbunden haben, sind zerschellt. Das ist kaum verwunderlich - ja, sie mussten enttäuscht werden.
Welcome, Mister President! Berlin, ach was, ganz Deutschland schaut dem ersten Staatsbesuch des immerhin in der zweiten Amtszeit regierenden US-Politikers entgegen, der wie kein anderer die Hoffnung beflügelt hat, dass Wandel möglich ist. Barack Hussein Obama: Der erste Schwarze im Weißen Haus, ein Meister des Worts, ein Missionar der Massen, Projektionsfläche für – ja, auch für ungezählte Träume. So jung im Aussehen, so gut in seinen Vorsätzen, so beseelt von zukünftigen Taten. Wäre er doch nur früher gekommen!
Er war ein großes Versprechen, einer, der die Sehnsucht nach einem guten Leader erfüllen könnte, nach einem, der so ganz anders sei als sein Vorgänger George W. Bush. Galt der doch als Abbild des hässlichen Amerikaners, eines überheblichen, ignoranten Interventionisten, dem Bürger- und auch Menschenrechte wenig gelten. George Bush der Jüngere: aus Sicht einer Mehrheit der Deutschen die Karikatur eines Präsidenten.
Barack Obama dagegen – ein Bild von einem Präsidenten. Hätte er in Deutschland zur Wahl gestanden, nicht einmal der beliebteste Deutsche, Helmut Schmidt, hätte eine Chance gehabt. Diesem Bild kann auf Dauer keiner entsprechen, nicht einer solchen Überhöhung. Daran müssen Träume geradezu zwangsläufig zerschellen; so ungerecht ist die wahre Wirklichkeit, dass sie ein Ideal nicht leben lässt.
Ein Ideal, das Obama als Vorstellung selbst zugelassen und, mehr noch, durch sein Reden gefördert hat. Worte haben Macht, das hat er bewiesen. Dieser Präsident kann Pathos, er kann predigen. Aber Obama beweist nach bald fünf Jahren im mächtigsten Amt der Welt auch, dass das Tun das Wollen zeigt. Und was er tut, zeigt einen fortschreitenden Prozess der Entzauberung auf.
Wäre er doch früher gekommen. Nun begleitet ihn, den demokratischen Präsidenten der Vormacht der Demokratie, was die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen schreibt: Dass die US-Regierung die Pressefreiheit verletzt; dass in den USA die Ausforschung von Journalisten und die Verfolgung von Informanten besorgniserregende Ausmaße erreicht hat; dass Journalisten, die beim Aufdecken von Missständen helfen, verfolgt werden. Doppelt so viele wie jemals zuvor! Dabei sind Presse- und Meinungsfreiheit konstitutive Elemente der Demokratie. Zumal in Amerika, einem Land, das noch heute unter den bitteren Erfahrungen leidet, die es unter Richard Nixon gemacht hat.
Auch das Ausmaß der weltweiten „Prism“-Überwachung des amerikanischen Geheimdienstes NSA, das monströs anmutet, fällt in die Kategorie der Beispiele, die zeigen, dass die Hoffnung auf Wandel zu groß geraten war. Dass sie womöglich sogar unberechtigt war. Der Drohnenkrieg, in dem der amerikanische Präsident Menschen zum Tode verurteilen darf, ohne dass ein Richter die Entscheidung überprüfen kann – es ist nicht der Krieg des George W. Bush.
So kommt es zu dem Urteil amerikanischer Journalisten, die dem Demokraten Obama zugetan waren, dass dessen Administration zynisch und herrisch handle. Und so erklärt sich, wie abweisend die Obama-Administration Journalisten und andere Kritiker behandelt. Die oppositionellen Republikaner wünschten sich inzwischen sogar Bill Clinton zurück. Aber jetzt kommt er, Barack Obama. Willkommen, Herr Präsident! Es wird Zeit zu reden.
Stephan-Andreas Casdorff
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