Zukunft des Pannen-Flughafens: Die BER-Eröffnung wird kommen
Trotz aller Unkenrufe und allen Gemeckers: Unser Autor Gerd Appenzeller ist davon überzeugt, dass eines Tages Flugzeuge auf dem BER landen und auch welche starten werden. Worüber sollen wir uns dann noch aufregen?
Über was haben wir uns in Berlin eigentlich aufgeregt, bevor wir uns über den Terminverschiebebahnhof BER ereifern konnten? Das muss eine echt langweilige Zeit gewesen sein. Und was werden wir erst machen, wenn der Flughafen fertig ist und sich zeigt, dass man da wirklich einchecken, starten und landen kann und die überdimensionierte Einkaufszone nicht das Einzige ist, was funktioniert? Doch, verehrte Schwarzseher, Unglückspropheten, Alles-schon-immer-gewusst-Habende, dieser Zeitpunkt wird kommen. Alles Gerede, den Bau in Schönefeld am besten einzustellen und irgendwo im Dreieck Rostock-Magdeburg-Cottbus noch einmal neu anzufangen, ist angesichts der verbauten Milliarden und des Baufortschritts einfach Quatsch.
Natürlich sind die drei Gesellschafter – ja doch, nicht etwa Berlin alleine – an dem Debakel mitschuldig. Aus der nicht unbegründeten Angst, von einem der nach dem Großauftrag gierenden Baumultis über den Tisch gezogen zu werden, resultierte erst der Verzicht auf einen Generalunternehmer und dann der tollkühne Beschluss, das Milliardenprojekt mit bordeigenen Mitteln unter Assistenz eines zwar renommierten, aber angesichts der Aufgabe doch ziemlich kleinen Architekturbüros alleine stemmen zu können. Es ist nicht erinnerlich, dass das Bundesverkehrsministerium, das den Gesellschafter Bund repräsentiert, gegen diese Lösung protestierte. Auch keine Einreden gab es vom Land Brandenburg, dessen politische Spitze angesichts des näher rückenden Landtagswahltermins nun so tut, als müsse man am BER Berliner Verschwendungssucht ausbremsen.
Passagierzahlen schießen in die Höhe
Hartmut Mehdorn, der selbstverliebte Troubleshooter, tut leider wenig für Klarheit. Seine häppchenweise vorgebrachten, immer neuen Nachschussforderungen an die Gesellschafter mögen vielleicht der Erfahrung geschuldet sein, dass man Politikern in Sachen Kosten nie reinen Wein einschenken darf, weil die es ja selber auch nicht tun. Aber wer erst 1,049 Milliarden für die Fertigstellung des Flughafens haben will (die er bekam) und dann fast im gleichen Atemzug 779 Millionen für kurzfristige Kapazitätserweiterungen obendrauf packt, darf sich nicht wundern, wenn er als Trickser eingestuft und da abgeblockt wird. Dann noch eine weitere Milliarde bis 2035 für den Bau eines Satellitenterminals anzumelden, ist sträflich. Aus Frankfurt, München und Zürich weiß man, dass Flughäfen kontinuierlich wachsen müssen. Mit der verschleppten Fertigstellung zusammen darf man das nicht diskutieren.
Dabei könnte Mehdorn darauf verweisen, dass nirgendwo die Zahl der Passagiere dank der Low-Cost-Airlines so in die Höhe geschossen ist wie in Berlin und dass schon alleine deshalb alle Planungen über den Haufen geworfen werden mussten. 1996, als die Entscheidung für Schönefeld fiel, waren es neun Millionen im Jahr. 2006, bei Baubeginn, war man bei 18,5 Millionen. 2012, als BER fertig sein sollte, 25 Millionen. Dass deshalb die zwingend notwendige Terminalerweiterung um 50 Prozent irgendwie bezahlt werden müsste, hätte die Politik also lange vor der Ära Mehdorn glaubwürdig erklären können. Hat sie aber nicht. Vermutlich auch deshalb, weil die früheren Geschäftsführer mit Billigung der Gesellschafter den Abfertigungsraum immer weiter verknappten und die Ladenzone aufblähten. Gerade weil Bund, Berlin und Brandenburg zu lange zugeschaut haben, sollten sie jetzt ihr Mütchen nicht an Mehdorn kühlen. Der muss auslöffeln, was uns seine Vorgänger eingebrockt haben.
Gerd Appenzeller