Gründer der Fünf-Sterne-Bewegung: Der politische Rückzug des Komikers
Wenige Wochen vor den italienischen Parlamentswahlen zieht sich Beppe Grillo zurück. Die revolutionäre Phase der Fünf-Sterne-Bewegung ist vorbei. Ein Porträt.
Heute beginne etwas Außerordentliches, ein Abenteuer der Befreiung, der Fantasie, der Utopie, der Träume und der Visionen, schreibt Beppe Grillo am Dienstag auf seinem neuen Blog. Einen Bezug zur Politik, zum Wahlkampf, zu der von ihm gegründeten Protestbewegung Movimento 5 Stelle (M5S) oder zu deren Spitzenkandidaten Luigi Di Maio sucht man vergeblich. „Ich kann keinesfalls ein Bezugspunkt für eure Zukunft sein, diese müsst ihr euch selbst erschaffen“, schreibt er stattdessen an Aktivisten und Parlamentarier. Das Einzige, was noch auf sein politisches Geschöpf verweist, ist ein Link zur offiziellen Seite des M5S.
Grillos Abschied kommt nur wenige Wochen vor den Parlamentswahlen im März. Vor den Wahlen 2013 war der Komiker aus Genua noch in allen größeren Städten Italiens aufgetreten und hatte seine Protestbewegung im Alleingang zur zweitgrößten Partei hinter dem sozialdemokratischen PD gemacht. Allein zur Abschlusskundgebung in Rom waren 700.000 Anhänger erschienen. 163 völlig unbekannte Kandidaten saßen danach dank Grillos Polemiken gegen die „vollgefressene, abgewirtschaftete Politikerkaste“ im Parlament.
Kompromisse sind möglich
Dass sich Grillo nicht dauerhaft als Anführer des M5S sieht, hatte der 69-Jährige schon im Februar 2016 angedeutet, als er sagte, er wolle „als Politiker einen Schritt zur Seite“ machen und wieder vermehrt als Komiker auftreten – was er dann auch tat. In den vergangenen Wochen musste er feststellen, dass seine Bewegung viele Ideale und Prinzipien über Bord warf.
Spitzenkandidat Di Maio hatte betont, dass ein Referendum über den Euro-Austritt „nicht mehr erforderlich“ sei – zuvor das zentrale Wahlversprechen. Auch das Verbot, mit der Konkurrenz Koalitionen einzugehen, wurde abgeschafft. Die revolutionäre Phase des M5S ist vorbei, die Protestbewegung in der Realität angekommen. Nach den Wahlen will man – als möglicherweise stärkste Einzelpartei – mitregieren. Kompromisse sind unumgänglich.
„Die Bewegung steht inzwischen auf ihren eigenen Beinen“, kommentierte Di Maio den Abschied Grillos. Die politische Linie des M5S gäben ohnehin die Bürger per Internet-Abstimmung sowie der politische Chef, also er selbst, vor. Grillo bleibe dennoch „der Garant“, sein Abschied sei „kein Vatermord“. Die vorherigen „Teilrückzüge“ des Gründers hatten der Bewegung nicht geschadet. Im Gegenteil: Die Protestpartei liegt mit 27 Prozent vor allen anderen Parteien in Führung.
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