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Szene aus BUND-Video: Babys mit Giftstoffen übersprüht
© Tsp

Pestizid Glyphosat: Der erfundene Massenmord

Die Naturschutzorganisation BUND warnt mit Schockvideos vor dem Pestizid Glyphosat: Das Mittel verursache Krebs und Missbildungen. Tatsächlich sind die Warnungen nicht haltbar - doch sie verhindern den Blick auf das eigentliche Problem mit dem Pestizid.

Wollen Sie mal etwas richtig Geschmackloses sehen? Dann schauen Sie sich den neuen Werbespot der Naturschutzorganisation BUND an. Da werden hunderte Babys mit rosigen Wangen und Kulleraugen in die Erde verpflanzt. Während sie nichtsahnend lachen, naht aus der Ferne ein Pestizid-Flugzeug und versprüht im Anschluss seine tödlichen Tropfen. Der Bildschirm wird weiß und es erscheint der Slogan: „Pestizide. Hergestellt um zu töten.“

Der BUND möchte mit dem Video auf seine Kampagne gegen Glyphosat aufmerksam machen. Das ist das am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel der Welt. Glyphosat sei gefährlich, verursache etwa Krebs, Missbildungen und Fehlgeburten, behauptet die Organisation in einer Stellungnahme und verweist auf neun Studien, die das belegen sollen. Abgesehen davon, dass einige dieser Studien das Gegenteil von dem aussagen, was die BUND-Experten daraus lesen wollen.

Es gibt hunderte Studien zu Glyphosat. Sich daraus die neun herauszusuchen, die einem am besten passen, nennen Wissenschaftler „cherry picking“, also: sich die Rosinen heraussuchen. Tatsächlich hat das Bundesinstitut für Risikobewertung gerade mehr als 1000 Studien ausgewertet, die sich mit Glyphosat beschäftigen. Ihr vorläufiges Ergebnis, niedergelegt in einem 2500 Seiten starken Report: Es gibt keine Anzeichen, dass Glyphosat gefährlicher ist als gedacht. Im Gegenteil. Der Grenzwert könne von 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht wohl auf 0,5 Milligramm hochgesetzt werden.

Alles andere wäre überraschend gewesen. Glyphosat ist seit fast 40 Jahren auf dem Markt, die Weltgesundheitsorganisation und die amerikanische Umweltschutzbehörde halten den Einsatz für ebenso unbedenklich wie europäische Behörden. Und das Molekül, das Glyphosat in Pflanzen hemmt, gibt es bei Säugetieren wie dem Menschen gar nicht. Die Pestizid-Panik speist sich aus dem Gefühl, dass jedes Molekül Pflanzenschutzmittel im Körper schädlich ist. Aber das stimmt schlichtweg nicht. Die Dosis macht das Gift und daran müssen sich auch Organisationen wie der BUND endlich gewöhnen, denn mit modernen Nachweisverfahren können Chemiker heute überall alles nachweisen.

Glyphosat wird immer noch an Tieren getestet

Darum bedeutet es auch nichts, wenn eine Studie ergibt, dass – Skandal! – Glyphosat im Urin vieler Menschen nachweisbar ist. Die Frage kann nicht mehr lauten: Ist etwas da? Sie muss heißen: Wie viel davon ist da und wie viel ist schädlich? Und warum gerät ausgerechnet Glyphosat ins Kreuzfeuer der Kritik, wenn es zahlreiche giftigere Pflanzenschutzmittel gibt? Weil der großflächige Einsatz von Glyphosat erst durch gentechnisch veränderte Pflanzen möglich geworden ist – und die mögen viele Umweltschützer aus ganz anderen Gründen eben nicht.

Das alles heißt nicht, dass es nichts zu diskutieren gibt: Glyphosat wird in der Regel mit anderen Mitteln gemischt. Es gibt Hinweise darauf, dass einige dieser Stoffe die Giftigkeit von Glyphosat steigern. Auf seine Langzeitwirkung wird bisher aber nur der einzelne Stoff, nicht die marktreife Kombination getestet. Viele Experten hielten es für sinnvoll, auch einige der Kombinationen auf ihre chronische Toxizität zu testen. Das bedeutet aber auch, so ehrlich muss man dann sein, dass noch mehr Tierversuche nötig sein würden.

Im Falle von Pestiziden werden diese häufig an Hunden durchgeführt. Die Entwicklung neuer Testmethoden, für die keine Tiere getötet werden müssen, wäre ein großer Fortschritt. Der ständige Einsatz großer Mengen von Glyphosat begünstigt außerdem die Entstehung resistenten Unkrauts. Wichtig wären deshalb Strategien, diese Resistenzbildung möglichst lange hinauszuzögern. Es geht dabei nicht darum, Glyphosat zu verbieten, sondern im Gegenteil seine Wirksamkeit möglichst lange zu erhalten.

Über diese Dinge lohnt es sich zu diskutieren. Aber statt eine sachliche Debatte anzustoßen, produziert der BUND im Kampf um Spenden und Stimmungsmache platteste Propaganda, die suggeriert, dass Bauern und Chemiker seelenlose Schlächter sind, die mit Wolllust Kinder vergiften und Krankheiten verbreiten. Das ist zwar unsachlich und unverantwortlich, scheint aber ganz gut zu funktionieren. 2012 hat der BUND jedenfalls fast 41 Millionen Euro eingenommen.

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