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Der Schlüssel zur Zukunft - Philipp Bouteiller (l) von der Tegel Projekt GmbH zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor dem ehemaligen Flughafengebäude in Tegel. Dort fiel heute der Startschuss für die Umgestaltung des ehemaligen Flughafen-Areals.
© Paul Zinken/dpa

Tegel wird ein Projekt der Superlative: Das innovative Quartier startet verspätet - aber zur rechten Zeit

Europas größte innerstädtische High-Tech-Baustelle hat alle Erfolgschancen - falls die Kosten nicht explodieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ralf Schönball

Wir haben in Berlin die leidvolle Erfahrung gemacht, das fast jedes Siedlungs- und Stadtentwicklungsvorhaben der Superlative in einem ähnlich grandiosen Desaster endete: Der Großflughafen BER, die Wasserstadt Spandau, lange davor der Industriestandort Adlershof und zuletzt das Schloss. Mal scheiterte es am Management (BER), mal weil Berlins Wachstum mit dem Maßstab der Planungen nicht standhielt – beim Schloss, weil das Haus fast fertig war, die schlüssige Nutzungsidee aber nicht.

Müssen wir Ähnliches in Tegel befürchten, wo ein Flughafen in eine Siedlung für 10000 Menschen mit Landschaftsraum und Gewerbepark für 20000 Beschäftigte umgebaut wird? Nein, denn vieles ist hier anders.

Da wäre zum Beispiel die Gnade des späten Baustarts -–zehn Jahre später als geplant. Statt zu verzagen, haben die Planer die Zeit genutzt und umgedacht: Auf dem Areal entstehen wesentlich mehr Wohnungen als vorgesehen.

Und diese sollen mit Holz aus Berlin und Brandenburg gebaut werden – nachhaltig, regional. War vor zehn Jahren der Klimawandel noch ein Randthema, soll das 500 Hektar große Areal nun zeitgemäß Co2-neutral bleiben.

Forschung, Startups, Radwege - technologisch ist das Projekt auf dem neuesten Stand

Dazu kommt, dass die Forschung der Beuth-Hochschule – künftig: „Hochschule für Technik“ – praxisnah Hightech-Firmen im Gewerbegebiet mit Experten und Wissen „inkubieren“ soll, um Startups in Serie hervorzubringen.

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Autos? Sollen die Ausnahme bleiben, Radwege werden TXL, das zusammen mit der Siemensstadt 2.0 sowie Gartenfeld Europas größtes urbanes Entwicklungsgebiet bildet, verbinden – und mit dem Bike ist die City über einen neuen Schnellweg in 20 Minuten erreichbar.

Zur genau richtigen Zeit kommt das ehrgeizige Projekt außerdem: Berlins Wirtschaft wächst kräftiger als im deutschen Durchschnitt. Das verlockt Siemens zu Milliardeninvestitionen in seinen historischen Standort nebenan.

Zugleich ist die Region ein Magnet für junge Kreative sowie Erneuerer wie Elon Musk. Mit TXL-Projekt-Manager Philipp Bouteiller ist schließlich ein begnadeter Netzwerker am Werk. Dessen Bewährungsprobe steht indes noch aus. Er muss die Vision auf das Flugfeld stellen, im Zeitplan und ohne Milliarden zu versenken wie das in so vielen anderen Großprojekten geschah.

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