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Ein Soldat des deutschen ISAF-Kontingents patrouilliert in der Umgebung von Faisabad in Afghanistan.
© dpa/Maurizio Gambarini

Nach Truppen-Abzug der NATO: Das deutsche Problem mit ehemaligen Hilfskräften in Afghanistan

Zahlreiche Afghanen unterstützten auch deutsche Truppen in Afghanistan. Jetzt jedoch brauchen sie die Hilfe der Bundesregierung. Ein Kommentar.

Die Frage steht immer noch im Raum, buchstäblich: Wie soll, wie muss sich die Bundesregierung angesichts der anschwellenden Fluchtbewegungen in Afghanistan verhalten? Die radikalislamischen Taliban sind gleichsam in dem Maß auf dem Vormarsch, indem die US- und anderen Nato-Truppen abziehen. So haben sie schon wieder weite Teile des Landes zurückerobert.

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Ein Bespiel: die Administration des amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Sie hat rund 85 Millionen Euro zur Unterstützung unter anderem von Hilfsorganisationen in den Bereichen Migration und Flucht bereitgestellt, genauer für „unerwartete, dringende Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten, Konflikt-Opfern und anderer wegen der Situation in Afghanistan gefährdeter Menschen“, wie das Weiße Haus verlautbarte. Und, nicht zu vergessen, für ehemalige Hilfskräfte der USA in Afghanistan.

Dieses Problem hat auch Deutschland. Tausende Afghanen haben für die Koalitionsstreitkräfte während des Krieges unter anderem als Dolmetscher gearbeitet, allein 20.000 für die USA, und sie fürchten Vergeltung.

Problem liegt auf dem Tisch von Kanzlerin Merkel

Hierzulande wird aber darüber diskutiert, wie afghanischen Ortskräften, die für die Bundeswehr oder die deutsche Polizei gearbeitet haben, geholfen werden kann. Die Hoffnungen richten sich da inzwischen nicht mehr auf die Ressorts der Regierung, auf Verteidigung und Inneres, sondern vor allem auf Regierungschefin Angela Merkel, dass sie es in den letzten Wochen ihrer Amtszeit noch richtet.

[Mehr zum Thema: Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan - Mahmoud half den Deutschen, die Taliban wollen ihn ermorden (T+)]

Das Thema liegt bei ihr auf dem Tisch, und Merkel hat bereits erklärt: „Ich möchte, dass wir hier denen, die uns sehr stark geholfen haben, auch wirklich einen Ausweg geben.“ Die Zeit drängt. Etwa 490 Hilfskräfte der Bundeswehr und Polizei haben Aufnahmezusagen. Im Schnitt kommen fünf Familienangehörige dazu.

Für die vielen anderen gilt, was Christoph Schwennicke jetzt auf t-online schrieb: „Dennoch bleibt der Weg für sie steinig. Bürokratisch. Zunächst müssen diese Personen eine sogenannte Gefährdungsanzeige stellen, also aktiv darlegen, welche Indizien es gibt, dass sie in Gefahr sind. Dafür müssen sie sich von Mazar-i-Sharif, dem früheren Basislager der Bundeswehr auf den gefährlichen Weg nach Kabul machen. Wenn sie dann auf der Grundlage dieser Eingabe und nach deren Prüfung ein Visum bekommen, müssen sie sich abermals nach Kabul aufmachen und den Flug nach Deutschland selbst organisieren. Und selbst bezahlen.“

Experten in Hilfsorganisationen bezeichnen das Verhalten als zögerlich und die Zahlen als beschämend.

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