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Rainer Brüderle könnte der nächste Parteichef der Liberalen werden, sollte Philipp Rösler nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und NRW zurücktreten.
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Krise der Liberalen: Brüderle muss den Neubeginn organisieren

Der Mann trifft den Ton, der Mann ist ein überzeugter Liberaler, der Mann kann die Partei zusammenhalten. Der Parteitag der Liberalen hat gezeigt: Rainer Brüderle ist der Mann der Stunde in der FDP.

Von Antje Sirleschtov

Die FDP hat sich ein neues Grundsatzprogramm gegeben. Das allein könnte eine gute Nachricht sein. 15 Jahre alt sind die Wiesbadener Grundsätze, ihr letztes Programm. Der Mann, der für den marktwirtschaftlichen Liberalismus wie kein anderer stand, Guido Westerwelle nämlich, hat sich schon vor Monaten ins Äußere verabschiedet. Und die letzten drei schwarz-gelben Regierungsjahre haben jedem drastisch vor Augen geführt, dass das Liberale in Deutschland grundsätzlich nach neuer Rechtfertigung sucht.

Der Niedergang der FDP in Bildern

Doch was kommt jetzt? Wie definiert die FDP ihre Sicht auf die Freiheit im 21. Jahrhundert? Wo liegt die Schnittmenge zwischen der Selbstbestimmung des Einzelnen und der Verantwortung für das Ganze? Welche Lösungen bieten die Liberalen einer Gesellschaft an, die nicht mehr weiß, ob sie in Zukunft für das geistige Eigentum der anderen noch bezahlen will? Fragen über Fragen. Und keine überzeugenden Antworten von Rösler & Co. Vor einem Jahr haben die Liberalen all ihre Hoffnung auf diesen 38-Jährigen gesetzt. Seit dem Parteitag ist klar: Die Aufgabe war für Philipp Rösler zu groß, er ist weder führungsstarker Visionär an der Spitze noch kluger Moderator eines Neubeginns. Und seine Wachstumsthesen entzünden noch nicht mal die Parteimitglieder selbst. Philipp Rösler ist ein Vorsitzender auf Abruf. Und sein Grundsatzprogramm wird in die Geschichte der FDP als eines eingehen, dessen Verabschiedung man besser auf später verschoben hätte. Auf Zeiten, in denen sich die FDP mit der Zukunft beschäftigen kann und nicht mehr mit den Trümmern der Vergangenheit.

Viel Zeit zum Grübeln bleibt der Partei nicht mehr. Spätestens bis Anfang 2013 wird man den Wählern überzeugende Inhalte und einen glaubwürdigen Parteivorsitzenden anbieten müssen. Sonst geht das Zittern um die Fünf-Prozent-Hürde zur Bundestagswahl weiter. Ausgerechnet ein 66-Jähriger, den mancher schon aufs Abstellgleis gestellt sah, Rainer Brüderle nämlich, hat an diesem Wochenende einen Weg gewiesen. Der Mann trifft den Ton, der Mann ist ein überzeugter Liberaler, er kann die Partei zusammenhalten und ihren Weg in die Zukunft zumindest organisieren. Er steht für den Übergang, ob nun direkt im Amt des Parteivorsitzenden oder nur als Schattenchef. Er muss den Neubeginn organisieren. Anfang Mai wird in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gewählt. Danach muss es losgehen.

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