US-Vorwahlen in den nächsten vier Bundesstaaten: Ausbremsen ist die Parole
Worauf es jetzt in Michigan und Mississippi zu achten lohnt: Schwächelt Trump? Legt Kasich zu? Und nimmt Sanders Clinton weiße Arbeiter ab?
In der Nacht zu Mittwoch halten die USA Vorwahlen in vier weiteren Bundesstaaten ab: Michigan und Mississippi in beiden Parteien, bei den Republikanern zusätzlich Hawaii und Idaho. Das Augenmerk richtet sich aus drei Gründen auf Michigan und Mississippi. Erstens wegen der relativ hohen Zahl von Delegierten, die dort für die Nominierungsparteitage zu gewinnen sind. Zweitens weil Michigan typisch für die Industriestaaten im Strukturwandel im so genannten "Rust Belt" mit hohem Anteil an weißen Arbeitern ist - und weil Mississippi typisch für die Südstaaten ist. Drittens, weil die Ergebnisse dort einen Vorgeschmack auf die möglicherweise bereits entscheidenden Vorwahlen eine Woche später, am 15. März, in Florida, Illinois und Ohio sowie in Missouri und North Carolina geben.
Wer gerne wettet, erhält heute Nacht wichtige Hinweise
Wer gerne wettet, bekommt heute Nacht die Informationen, die bei der Prognose helfen, ob das Rennen um die Nominierung womöglich nach dem 15. März so gut wie entschieden ist. Denn ab dem 15. März dürfen die Republikaner bei der Umrechnung der Vorwahlen in Delegiertenstimmen die "Winner takes all"-Regel anwenden. Anders gesagt: Sollte Donald Trump, der in den Umfragen für die delegiertenreichen Staaten Florida, Illinois und Ohio führt, dort tatsächlich siegen, bekäme er auf einen Schlag zu den über 400 Delegierten, mit denen er in den 15. März geht, alle 234 Delegierten dieser drei Staaten und würde einen wohl nicht mehr einzuholenden Vorsprung gewinnen.
Wird er dort dagegen von den Rivalen ausgebremst, würde es wahrscheinlicher, dass es ihm misslingt, die 1237 Delegierten zu gewinnen, die für die Nominierung erforderlich sind. Und dann würde wohl erst auf dem Parteitag Mitte Juli entschieden, wen die Partei als ihren offiziellen Kandidaten ins Rennen schickt.
Bei den vier Vorwahlen in der Nacht zu diesem Mittwoch, 8. März, gilt noch nicht "Winner takes all". Deshalb sind jetzt noch keine großen Verschiebungen bei der Delegiertenzählung zu erwarten. Die Ergebnisse liefern aber einen Fingerzeig, in welche Richtung sich die Dynamik entwickelt. Vor allem, ob die neue breite Front aus dem Parteiapparat gegen Donald Trump Wirkung zeigt oder viele konservative Wähler der Partei zum Trotz nun erst recht für ihn stimmen.
Auf die folgenden Tendenzen lohnt es zu achten.
1. Legt John Kasich zu?
John Kasich, der Gouverneur von Ohio, ist mit nur 37 Delegierten und dem vierten Platz weit abgeschlagen. Aber er könnte eine entscheidende Rolle spielen. Michigan ist der direkte Nachbarstaat von Ohio, seine Popularität dort könnte sich auf Michigan übertragen. In den letzten Tagen ist die Zustimmung zu ihm in den Umfragen für Michigan stark angestiegen, von zehn auf über 25 Prozent. Setzt sich dieser steile Trend bei der Vorwahl fort, könnte es für einen Sieg über Trump reiche. Der lag zuletzt bei 37 Prozent in den Umfragen, mit fallender Tendenz. Und dann stiegen die Aussichten, dass Kasich auch seinen Heimatstaat Ohio gewinnt, wo Trump derzeit noch in den Umfragen mit 35 zu 31 Prozent führt.
2. Schwächelt Trump?
Kasich könnte auf zweierlei Weise Erfolg haben. Entweder weil er stark zulegt, auf Kosten Dritter. Oder weil Trump gleichzeitig deutlich verliert. Das wird eine wichtige Beobachtung mit Blick auf den 15. März sein. Unabhängig von den anderen Aspekten der Ergebnisse in Michigan und Mississippi: Schwächelt Trump, würde das als Erfolg der Abwehrkampagne gegen ihn gewertet.
3. Beendet Rubio seine Schwächephase?
Marco Rubio galt bis vor neun Tagen als der aussichtsreichste Rivale von Trump. Doch dann zeigte er Schwächen, sowohl im Wahlkampf als auch bei den Ergebnissen am Super Tuesday, dem 1. März, mit Vorwahlen in zwölf Staaten zugleich. Rubio gewann nur einen einzigen. Rechtsaußen Ted Cruz übernahm von ihm die Rolle des Trump-Herausforderers mit den besten Chancen. Rubios Abschneiden ist mit Blick auf Florida am 15. März strategisch wichtig. Florida ist Rubios Heimatstaat, mit einem Sieg dort würde er verhindern, dass Trump als "Winner takes all" dort alle Delegierten einsackt. Derzeit führt Trump in den Umfragen für Florida. Rubio braucht Rückenwind aus den Vorwahlen heute Nacht, um die Erwartungen zu wenden.
4. Schlägt Bernie Hillary unter weißen Arbeitern?
Das Rennen bei den Demokraten scheint entschieden, zwar nicht zahlenmäßig, aber von den Haupttrends her. Hillary Clinton hat 658 Delegierte aus den bisherigen Vorwahlen, Bernie Sanders 471. Und mit jedem weiteren Vorwahltag baut sie ihren Vorsprung aus. Noch deutlicher ist das Bild, wenn man die Superdelegierten hinzurechnet: Demokratische Amtsträger wie Gouverneure, Abgeordnete, Senatoren oder mit hohen Parteiämtern, die sich bereits für sie oder ihn erklärt haben. In dieser Zählung führt Clinton mit 1130 zu 499 vor Sanders.
In Mississippi, einem Südstaat mit hohem Anteil von Afroamerikanern unter den demokratischen Wählern, kann Sanders gegen Clinton nicht gewinnen. Die Schwarzen stimmen ganz überwiegend für sie. Deshalb kann er nur darauf hoffen, dass er in einem "rostenden" Industriestaat wie Michigan - sowie eine Woche später Ohio und Illinois - Boden gut macht, indem er weiße Arbeiter für sich gewinnt, die noch immer unter den Folgen der globalen Finanzkrise leiden und bisher nicht von dem ohnehin nur sehr sanften Aufschwung profitieren. Misslingt ihm das in Michigan, gibt es wenig Grund für ihn darauf zu hoffen, dass es ihm eine Woche später in Ohio besser ergeht.