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Hartmut Mehdorn, Chef des Hauptstadtflughafens BER.
© dpa

Mehdorn und der Hauptstadtflughafen: Angst und Schrecken am BER

Was tut Hartmut Mehdorn dem Flughafen an – und wie lange wollen sich die Gesellschafter das Chaos am BER noch bieten lassen? Die Basis für eine belastbare Zusammenarbeit scheint jedenfalls so bröselig zu sein, wie die Flughafenplanung insgesamt.

Nach dieser knirschenden Aufsichtsratssitzung, an deren Ende der Flughafenchef symbolträchtig in die Leitplanken krachte, drängt sich eine Frage auf: Bleibt Mehdorn?

Die Basis für eine belastbare Zusammenarbeit der Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg untereinander sowie die zwischen ihnen und dem Geschäftsführer scheint jedenfalls ebenso bröselig zu sein wie die Flughafenplanung insgesamt. Nichts steht fest, alles ist strittig: die Kosten, der Schaltplan, die Eröffnung, der Schallschutz, die Flugzeiten, die Funktion. Es fehlt Vertrauen, es fehlen Unterlagen, es fehlt ein gemeinsamer wichtigster Wille. Das Ziel, den BER an den Start zu bringen, wird überlagert und untergraben zugleich von widerstreitenden Interessen.

Warum tut er sich das eigentlich an - und wie lange noch?

Die nach außen getragene Unzufriedenheit übereinander ist so groß, dass die Stellung des Geschäftsführers zwangsläufig ins Wanken gerät, wohin man auch schaut.

Mit Blick auf Mehdorn heißt das: Warum tut er sich das eigentlich an – und wie lange noch? Für den Geschäftsführer eines solchen Unternehmens muss es wirken wie ein absurdes Spektakel, wenn die Gesellschafter den Aufsichtsrat als Ring für politische Grabenkämpfe missbrauchen – und das tun sie reichlich. Irgendeine Wahl steht immer an, gerade ist es die in Brandenburg. Die unternehmensschädliche Renitenz von Dietmar Woidke ist allein seinem Überlebenskampf als Ministerpräsident geschuldet. Zuvor gefiel es der CDU, als vermeintlichem Sachwalter des Bundes die beiden SPD-geführten Länder und Mitgesellschafter aus parteipolitischen Gründen auflaufen zu lassen. Und bald schon erscheint die Berlin-Wahl am Horizont und mit ihr das Tauziehen zwischen Frank Henkel und Klaus Wowereit, beides Multifunktionsinteressenträger im Aufsichtsrat. Der Zustand des Flughafens wird am Wahltag wirken, je nachdem.

Nimmt Hartmut Mehdorn seinen Job redlich wahr?

Das alles muss einen wie Mehdorn zum Platzen ärgern, wenn er seinen Job redlich wahrnimmt. Aber tut er das?

Mit Blick auf die Gesellschafter: Wie lange wollen sie sich das noch bieten lassen, dass der Geschäftsführer wie ein Irrwisch herumspringt und ständig ein neues Tischfeuerwerk zündet, auf ihre Kosten natürlich, und dass er kreuz und quer kommuniziert, nur nicht so richtig mit ihnen? Jetzt hat er sie sogar belehren lassen im Aufsichtsrat, von einem Juristen, der dem Gremium die Grenzen aufzeigen sollte. Sie wissen jetzt, dass sie eine Illusion eingekauft haben. Der Aufsichtsrat hatte die falsche Hoffnung, es brauche nur jemanden, der auf der Baustelle Angst und Schrecken verbreite, und schon ziehe der Rauch, wie vom Architekten erwünscht, folgsam nach unten ab. Das mit dem Rauch funktioniert immer noch nicht, das mit der Angst und dem Schrecken dagegen bestens. Kritiker serviert Mehdorn knallhart ab, auch das, natürlich, auf Kosten der Gesellschafter. Neue, gute Leute zu finden, wird so immer schwieriger.

Wenn Mehdorn geht, dann nur von alleine

Das gilt allerdings auch für den Geschäftsführerposten. Um diese Aufgabe hat sich schon vor Mehdorns Landung auf der Baustelle niemand gerissen; einen Nachfolger für Mehdorn suchen zu müssen, dürfte auf der Albtraumliste der Gesellschafter ganz weit oben stehen, noch etwas höher jedenfalls, als mit Mehdorn weiterzumachen. Was würde ohne Mehdorn auch besser? Nichts ginge mit jemand anderem schneller voran.

Wenn Mehdorn geht, dann also wohl nur von alleine. Vielleicht, wenn er nicht nur sich selbst, sondern ihn auch andere eindringlich fragen: Warum tust du dir das noch an? Mit bald 72. Mit diesen geifernden Gesellschaftern und dorfschulmeisterartigen Aufsichtsräten. In diesem komplett verrückten Fachgeschäft für verdorbenen Kabelsalat.

Die Uhr tickt am BER. Jede Woche versickern ein paar Millionen Euro mehr im Märkischen Sand, als Kollateralschaden des Unvollendeten. Um der Fertigstellung näher zu kommen, braucht Mehdorn noch mal mindestens eine Milliarde mehr. Und selbst die wird nicht die letzte sein. Noch immer gibt es keinen vollständigen Überblick, was auf der Baustelle zusammenpasst und was nicht. Es gibt keinen Eröffnungstermin, sondern nur einen Termin für die Verkündung des Termins. Aber im Oktober 2016 läuft die Baugenehmigung für den Terminal aus, und was dann nicht fertig ist, muss neu beantragt werden, unter verschärften gesetzlichen Bedingungen.

Seinen Autounfall überstand Hartmut Mehdorn unverletzt, die Aufsichtsratssitzung nicht

Die Zeit drängt, der Druck ist groß. Doch der Aufsichtsrat hat Mehdorn auflaufen lassen mit seiner Finanzierungsforderung, und er lässt sich jetzt direkt von Unternehmen berichten, was sie auf der Baustelle treiben. Das alles bringt den BER der Eröffnung nicht näher, sondern kostet wieder mehr Zeit – und erhöht das Risiko eines weiteren Rückschlags. Denn seinen Unfall hat Mehdorn zwar unverletzt überstanden, die Aufsichtsratssitzung aber verließ er beschädigt.

Baustelle BER, Stand April 2014: Es spricht immer mehr dafür, sich Gedanken über eine Alternative zu machen.

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