Zwei Jahre Bundespräsident Gauck: An- und Aufreger
Vor zwei Jahren wurde Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt. Seitdem eckte er oft an - auch bei Roten und Grünen, die ihn ins Spiel gebracht hatten. Von deren Erwartungen hat er sich zum Glück emanzipiert, meint Malte Lehming.
Ein klasse Präsident ist das. Vor zwei Jahren wurde Joachim Gauck ins höchste deutsche Staatsamt gewählt, und er eckte seitdem oft an. Bei Linken und Rechten, Satten und Selbstzufriedenen. Zuletzt mit seiner außenpolitischen Grundsatzrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz. So soll’s sein, das An- und Aufregen ist sein Metier. Was trifft, trifft eben oft auch zu. Ob Jürgen Trittin und Sigmar Gabriel, die Gauck einst auf den Thron hievten, weil sie hofften, Angela Merkel damit ärgern zu können, ihr taktisches Spielchen manchmal bereut haben? Wenn es so wäre – es sei ihnen gegönnt. Die Freiheit und Verantwortung des Individuums, Gaucks zentrales Thema, hat mit dem Supernanny-Staat von Grün-Rot jedenfalls keine große Schnittmenge.
Und längst hat Gauck sich von Erwartungen emanzipiert. Wie er ohnehin am kräftigsten auftritt, wenn er von seinen ureigensten Überzeugungen spricht. Den einen Satz, die eine Formulierung, die im Gedächtnis bleibt, muss er noch finden. Außerdem wird es immer einen Nörgler geben, der in einer akuten Lage meint, gerade jetzt müsse der Bundespräsident sein Schweigen brechen. Aber das gehört dazu, ist Teil jenes schwer zu definierenden Amtes. Das Publikum indes darf gespannt darauf sein, wie es mit Gauck weiter geht.