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Gute Laune. Matthew McConaughey als Moondog.
© Constantin Film / Neon / Vice

Harmony Korines „Beach Bum“: Zugedröhnt durch den Sunshine State

Dope, Sex und jede Menge Songs: Matthew McConaughey spielt in Harmony Korines Kifferfilm „Beach Bum“ den Hardcore-Hedonisten Moondog.

Da liegt Moondog in seinem Motorboot. Über ihm der Himmel Floridas, auf dem Gesicht die aufklappbare Sonnenbrille und ein unrasiertes Grinsen. Alles schaukelt sanft: das Boot, die Bilder, die Musik. Country-Hallodri Jimmy Buffett singt: „I made enough money to buy Miami, but I pissed it away so fast“. „Beach Bum“ ist eine tiefenentspannte Angelegenheit. Doch eine Übersetzung des Titels als „Strandpenner“ führt in die Irre: Moondog (Matthew McConaughey) hat Geld. Vielleicht nicht genug, um ganz Miami zu kaufen, aber viel fehlt nicht.

Er verprasst das Vermögen seiner Frau Minnie (Isla Fisher) in einem permanenten Rausch, der jedoch weder bei ihm noch beim Film zu erhöhter Geschwindigkeit führt. „Beach Bum“ rinnt gemächlich dahin wie klebrig-süßer Sirup, und als man glaubt, dass er ganz ohne Plot auskommt, stirbt Minnie bei einem Autounfall, Moondog überlebt unversehrt. Beide waren natürlich total zugedröhnt. Wer jetzt die Bekehrung des Hardcore-Hedonisten erwartet, wird enttäuscht.

Moondog kifft, trinkt und bumst sich weiter durch den Sunshine State, allerdings nicht mehr so unbeschwert wie zuvor, was weniger an Gewissensbissen als an Minnies Testament liegt. Die überlässt ihm sein Erbe nur, wenn er den Gedichtband veröffentlicht, an dem er schon lange arbeitet. Das klingt fast nach Spannungsbogen, doch Regisseur und Autor Harmony Korine pfeift auf alle Erzählkonventionen. Mit Drinks, Dope, Sex und jeder Menge Songs – von Gerry Rafferty über The Cure bis zu Snoop Dogg, der auch in der Rolle eines Marihuana-Meisterzüchters zu sehen ist – will er dem Publikum schlicht eine Freude bereiten.

Ein filmgewordenes Achselzucken

Korine erlebte seinen Durchbruch 1995 als Autor von Larry Clarks „Kids“, der die Freude von New Yorks Jugendlichen an Drinks, Dope und Sex drastisch bebilderte. Danach startete Korine eine eigene Regiekarriere, die zwischen krassen Außenseiterporträts wie „Gummo“ und „Trash Humpers“ und Musikvideos für Stars wie Rihanna pendelte, bis er 2012 mit „Spring Breakers“ bei einem Mix aus Komödie und Krimi in quietschbunten Bildern landete. Wie bei „Beach Bum“ stammen diese Bilder von Kameramann Benoît Debie. Mit der Handkamera geht er nah heran an die Strandgestalten, allerdings nicht um verwackelte Authentizität vorzugaukeln. Im Gegenteil: Er lädt die Bilder mit einer neonwarmen Farbigkeit auf, die ähnlich bewusstseinserweiternd wirkt wie die Substanzen, die die Protagonisten pausenlos konsumieren.

„Beach Bum“ ist ein filmgewordenes Achselzucken. Waren Korines frühe Werke noch auf Krawall gebürstet, liegt der Skandal diesmal höchstens darin, dass „Beach Bum“ so radikal belanglos ist – und auch sein will. In der Tradition von Kifferfilmen wie „Cheech und Chong“ schunkelt „Beach Bum“ durch den ewigen Sommer Floridas, in dem sogar ein Hai-Angriff mit abgebissenem Fuß kein Grund zur Panik ist. „Tauschen wir Fuß gegen Hut?“, fragt Moondog einen versehrten Freund an der Bahre und nimmt ihm die Kapitänsmütze ab.

In zwölf Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony Center, Moviemento, Rollberg

Simon Rayß

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