Happy Halloween mit Horror-Comics: Zombies, Hexen und Vampire made in Germany
Heimische Comicautoren haben das Gruseln gelernt. Ein Halloween-Überblick über bemerkenswerte Neuerscheinungen.
Die Kürbisschnitzmassaker waren erst der Anfang. Jetzt rotten sich wieder die Schulkinder zusammen, um verkleidet arglose Bürger heimzusuchen, Süßes zu fordern und Saures anzudrohen. Rund um Halloween an diesem Freitag dreht sich alles um den gepflegten Grusel. Es geht um Leben und Tod, um Ableben und Untod. Themen, die auch im Comic nicht totzukriegen sind. Das Horrorfach begleitet die Kunstform seit jeher und erfreut sich auch aktuell großer Beliebtheit – der Erfolg von Robert Kirkmans Serie „The Walking Dead“ erst im Comic und dann im Fernsehen oder die jüngst im Splitter-Verlag erschienenen Gesamtausgaben der seit den 60er Jahren in den USA veröffentlichten Gruselheftreihe „Creepy“ belegen dies. Aber was ist mit Comic-Horror made in Germany?
Der Heftchen-Verlag Weissblech ist dank Serien wie „Hammerharte Horrorschocker“ (soeben erschien Band 37, 36 S., 3,90 €) eine verlässliche Institution in Sachen augenzwinkerndem Gruselspaß, der stilistisch der 50er-Jahre-Comic-Ästhetik folgt. Zu Halloween hat das Weissblech-Team um Levin Kurio und Rainer F. Engel das Sonderheft „Halloween Horror“ (52 S., 7,80 €) herausgebracht. Die kleine Sammlung älterer, vorwiegend unveröffentlichter Short Storys um Aliens, Hexen und Vampire bietet einen launig-pulpigen Rundumschlag zwischen Bezugsgrößen wie H. P. Lovecraft, Charles Burns („Black Hole“) und dem 70er- Jahre-Kultstreifen „Phase IV“. Charme, Frechheit und Aberwitz überwiegen dabei lässig den Anteil an Durchwachsenem, weswegen das Heft eine gute Übersicht auf den regelmäßig erscheinenden Weissblech-Horror bietet.
Mit ähnlichem Ansatz, jedoch weniger lustig, verfährt „Anders“ (92 S., 15 €), eine Anthologie der Edition Kwimbi. Sie versammelt Schaurig-Schönes von sieben deutschen Webcomic-Künstlern, inklusive eines Beitrags – der stärkste, verstörendste des Bandes – von „Max & Moritz“-Publikumspreisträger Marvin Clifford („Schisslaweng“). Die einzelnen Geschichten machen den Horror zum Bestandteil der unmittelbaren Lebenswirklichkeit, weswegen er nicht aus düsteren Zeiten oder fernen Welten einzuziehen braucht. Die mal mehr, mal weniger fesselnden Storys funktionieren wie Stephen-King-Stoffe, allerdings ohne deren epische Dimensionen und auch mit weniger psychologischem Tiefgang. Die Fratze des Horrors grinst einem hier mit jungen, unverbrauchten Zügen entgegen – und sieht dabei, je nach Zeichner, grundverschieden aus.
Auf den Look japanischer Mangas setzt dagegen der kürzlich bei Zwerchfell erschienene Band „Dead Ends“ (164 S., 12 €). Autor Michel Decomain – der auch für den Tagesspiegel schreibt – ließ vier Zeichner des Mangafachs je eine seiner Zombie-Geschichten illustrieren. Die Ergebnisse sind originell und von einem Humor durchzogen, der auch Filme wie die Gruselkomödie „Zombieland“ zum makaberen Vergnügen macht. Die Storys brechen Genre-Konventionen, was nicht allzu schwer fällt, da den Untoten bereits durch persiflierende und humoristische Variationen der Schrecken geraubt wurde. Den Raum für abwegige Ideen gilt es aber dennoch zu ergründen, und das meistert der Band. Groteske Kapriolen schlägt er dann, wenn sich, wie in der Episode „Familientag“, das Zombiehilfswerk um den Erhalt des Sozialsystems bemüht.
Aufgrund seiner Raffinesse könnte „Dead Ends“ ein Manga-Ableger der vor vier Jahren ebenfalls bei Zwerchfell gestarteten Zombie-Reihe „Die Toten“ sein. Bei Zwerchfell sind davon inzwischen vier Bände veröffentlicht worden (je 68/88 S., 14/15 €), beim größeren Panini-Verlag erschien zudem kürzlich ein erster Softcover-Sammelband, der unter anderem den Inhalt des vergriffenen ersten Bandes und zwei neue Storys enthält (144 S., 16,99 €). Von Stefan Dinter und Christopher Tauber ersonnen, erzählt die Reihe von einer umfassenden Zombie-Epidemie, die ganz Deutschland erfasst. Verschiedene Künstler begegnen dem Endzeitszenario mit Ideenreichtum und stilistischer Vielfalt. Untote in der bayerischen Provinz, vor der Pforte eines Altersheims und als Inspiration von Kölner Slam Poeten? Das hat Biss und geht an Herz und Nieren – ganz wörtlich.
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