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Der Filmemacher Oleg Sentsov, Jahrgang 1976, präsentierte sein Spielfilmdebüt "Gamer" 2012 auf dem Filmfest in Rotterdam.
© Filmfestival Rotterdam/ www.dabhub.com

Ukrainischer Filmemacher weiter in Haft: Wurde Oleg Sentsov in Moskau gefoltert?

Im Mai wurde er aus der Ukraine nach Moskau verschleppt, seitdem sitzt der Filmemacher und Maidan-Demonstrant Oleg Sentsov im Gefängnis. Nun hat sich der Europäische Gerichthof eingeschaltet und etliche Filmemacher protestieren gegen seine Inhaftierung. Bisher vergeblich.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Beschwerde wegen der Moskauer Inhaftierung und möglichen Misshandlungen des ukrainischen Filmemachers Oleg Sentsov eingereicht und verlangt Zugang zu den Akten. Sentsov, der die Maidan-Proteste in Kiew unterstützte und sich gegen die russische Annexion der Krim aussprach, wartet seit der Festnahme am 10. Mai durch den Sicherheitsdienst der Russischen Föderation in der Moskauer Haftanstalt Lefortovo auf seinen Prozess. Ihm wird die Planung terroristischer Aktionen vorgeworfen, damit drohen ihm 20 Jahre Gefängnis.

In der gerichtlichen Anhörung am 7. Juli dementierte Sentsov alle Anschuldigungen. Dies berichtete der Dokumentarfilmer Sergei Loznitsa, dessen Maidan-Film in Cannes uraufgeführt worden war. Sentsov habe vor Gericht gesagt, er sei nie Mitglied einer extremistischen Gruppe gewesen, habe nie Angriffe auf der Krim oder anderswo geplant. Er sei gefoltert worden, außerdem deutete Sentsov an, dass er um sein Leben fürchte. Der Richter entschied dennoch, dass der Regisseur, Jahrgang 1976, bis zum Prozessbeginn im Oktober in Haft bleiben müsse. Sentsovs Verteidiger hatte beantragt, dass er auf Kaution freigelassen wird. Loznitsa zufolge sieht sich Sentsov wie viele Maidan-Demonstranten als Bürger der Ukraine – und nicht Russlands: Sentsov sagte, er sei kein Sklave und könne „nicht gemeinsam mit Grund und Boden von einem Grundstückseigentümer zu einem anderen übereignet werden“.

Auf Initiative der Europäischen Filmakademie, die auch den Europäischen Filmpreis ausrichtet, hatten namhafte Regiekollegen im Juni in einem offenen Brief eine faire Behandlung Sentsovs gefordert. Auch das Medienboard Berlin-Brandenburg setzte sich für den 37-jährigen Regisseur ein, dessen Spielfilmdebüt "Gamer" über einen spielsüchtigen Jungen auf internationalen Festivals Beachtung fand, unter anderem in Rotterdam.

; im Internet formierte sich eine Protestwelle – vergeblich. Nun hat die Filmakademie mit Sitz in Berlin einen Fonds eingerichtet, um Geld für Sentsovs Verfahrenskosten zu sammeln und seine Kinder finanziell zu unterstützen. Infos: www.europeanfilmacademy.org. Tsp

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