Russland schikaniert Krim-Protestler: Ukrainischer Filmemacher Oleg Sentsov verhaftet
Schon vor acht Tagen wurde der Filmemacher Oleg Sentsov zuhause auf der Krim festgenommen und offenbar nach Moskau ausgeflogen. Nun protestieren die Europäische Filmakademie, Produzenten und das Medienboard Berlin-Brandenburg gegen seine Verhaftung.
Der in Simferopol lebende Filmemacher Oleg Sentsov ist am 11. Mai vom russischen Geheimdienst in seinem Haus auf der Krim verhaftet und nach Informationen des „Hollywood Reporter“ in ein Moskauer Gefängnis ausgeflogen worden. Der russischstämmige Regisseur und Familienvater, Jahrgang 1976, gehörte im Winter zu den Protestierenden auf dem Maidan in Kiew; auch soll er ukrainischen Militärs, die gegen die Annexion der Krim opponierten, beim Verlassen der Halbinsel geholfen haben. Ihm wird nun offenbar die Planung eines Terroranschlags vorgeworfen.
Die offiziellen russischen Medien berichten bisher nicht über den Fall, die Nachricht wurde von unabhängigen Medien verbreitet. So teilte die ukrainische Journalistin Ekaterina Sergatskova auf Facebook mit, Sentsov habe sie an jenem Sonntagmorgen um 4 Uhr früh kontaktiert und mitgeteilt, er sei festgenommen worden. Seitdem sei er telefonisch nicht mehr erreichbar gewesen.
Die Situation sei „extrem beängstigend“, sagte Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin des Medienboard Berlin Brandenburg, das Sentsovs aktuelles, international koproduziertes Filmprojekt „Rhino“ mit 100.000 Euro fördert: „Sein einziges ,Verbrechen’ besteht darin, dass er die Opposition gegen die Annektierung der Krim unterstützt“. Der Vorstand der European Film Academy fordert die sofortige Freilassung des ukrainischen Regisseurs. EFA-Vorsitzende Agnieszka Holland, die sich derzeit als Teilnehmerin der Ukraine Thinking Together Conference in Kiew aufhält, sagte: „Wir wissen, dass jedes Mal, wenn Künstler von einem politischen Regime unterdrückt werden, dieses Regime zu einer Diktatur wird.“ Auch der ukrainische Filmemacher Sergei Loznitsa ("Mein Glück"), der in dieser Woche auf dem Filmfest in Cannes einen Dokumentarfilm über die Geschehnisse auf dem Maidan zeigt, fordert laut "Hollywood Reporter" die unverzügliche Freilassung seines Kollegen: "Oleg hat aktiv an den Protesten teilgenommen, nur deshalb wird er jetzt verfolgt."
Sentsovs Debütfilm „Gamer“ über den zunehmenden Realitätsverlust einen spielsüchtigen Jungen hatte 2012 beim Filmfest Rotterdam Premiere. Nach Informationen von „Screen International“ hat Pussy-RiotAnwalt Dimitri Dinze Sentsovs Verteidigung übernommen. Ihm zufolge sollte Sentsov dieser Tage in das berüchtigte Moskauer Lefortovo Gefängnis überstellt werden. Dort saß einst auch Solschenizyn. Tsp
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