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Und jetzt ihr. John Cleese lässt die Berliner Fans mitsingen und löckt gegen politische Korrektheit.
© DAVIDS/Christina Kratsch

John Cleese spaßt im Admiralspalast: „Worüber sollen wir uns amüsieren, wenn nicht über Menschen?“

John Cleese ist der bekannteste Überlebende der Monty-Python-Truppe. Im Admiralspalast scherzt er unverfroren über Nationen, Religionen - und den Brexit.

Die Nummer hätte von den Pythons sein können. Eine Viertelstunde nachdem der alte Humor-Haudegen John Cleese unter stehenden Ovationen auf die Bühne des Admiralspalastes marschiert, bricht das Chaos aus. Die Teleprompter, die – für die vorderen Reihen bestens mitlesbar – an den Balkonen rechts und links montiert sind, geben den Geist auf. Schwarzbild, Textgeflimmer, wieder Schwarzbild. Kaum, dass der Komiker den Defekt für behoben hält, ist er wieder da.

John Cleese, der in Deutschland wohl bekannteste Überlebende der glorreichen Brit-Komikertruppe Monty Python, wird kommenden Monat 80 Jahre alt, da können auch jüngere Humoristen schon eine Gedächtnisstütze brauchen. Und tatsächlich, nachdem er sich auf seiner „Last time to see me, before I die“-Tour eine Weile wacker durch die ersten Gags parliert und mit süffisanten Bemerkungen wie „Das ist wohl die berühmte deutsche Effizienz?!“ prustend die Backstage anlaufenden Reparaturversuche kommentiert, ist erstmal Schluss. Das Saallicht geht an. Männern mit Leitern erscheinen und fummeln an den Kabeln.

Leider sind seine alten Sketchpartner Eric Idle oder Michael Palin nicht unter ihnen. Das wäre es doch gewesen! Mit geplantem Chaos den Anarcho-Humor der Fernsehserie „Monty Python’s Flying Circus“ feiern. So beutet Autor und Regisseur Cleese, der außerdem mit Kinofilmen wie „Ein Fisch namens Wanda“, Dokumentationen und Schauspielrollen von „Harry Potter“ bis „James Bond“ reüssiert hat, in der ersten Hälfte skrupellos die Vergangenheit aus. Zeigt den im ausverkauften Haus überraschend zahlreich anwesenden Mitdreißigern berühmte alten Sketche, dirigiert das Publikum und erzählt als launiger Showbiz-Opa vom Krieg, sprich den Anfängen der Pythons und der Sitcom „Fawlty Towers“.

Die Ex-Frau ist schuld daran, dass Cleese noch touren muss

Das ist zwar kurzweilig, aber nostalgisch und als Showskript mau. Besonders, wenn man John Cleese heißt, einst den Humor revolutioniert und mit das „Leben des Brian“ sogar die Christenheit gegen sich aufgewiegelt hat. Den Zahn, dass Cleese, der in Groß Britannien gern mit merkwürdigen Bemerkungen pro Brexit und zum Internationalismus Londons auffällt, das erhoffte tagesaktuelle Politkabarett veranstalten könnte, zieht er dem Publikum schon eingangs postwendend. Nicht der Brexit sei schuld daran, dass er hochbetagt noch in Preußen tingeln müsse, statt daheim in seinem Sauerstoffzelt zu liegen, sondern seine Ex-Frau. Eine Anspielung auf seine dritte Scheidung, die ihn einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet hat.

Dass er die Kohle nicht nur durch Selbstbeweihräucherung, sondern durch komisches Talent wieder reinholen kann, beweist der entspannte Plauzenträger dann nach Pause. Da mausert sich der zweistündige Abend zu einer pointenreichen Stand-up-Show. Rassistische Witze seien in letzter Zeit ja etwas aus der Mode gekommen, frozzelt John Cleese. Und der Saal hält in Erwartung wüster Tabubrüche den Atem an. Was folgt, ist eine Kanonade von Witzen, die unverfroren über Nationen und Religionen herzieht, alle dem Gelächter preisgibt, aber niemanden gezielt diffamiert. So nach dem Motto: Wo versteckt man in England am besten einen Schlüssel? Unter der Seife, lautet die Hygienedefizite insinuierende Pointe.

Die Witze über Juden – „die hatten bislang einen viel zu ruhigen Abend“ – gehören eins zu eins in die Rubrik „jüdischer Humor“. Tabuthemen wie Religion, Nation, Körperfunktionen, Sex oder der von ihm ausführlich verhandelte Tod, ernten immer die meisten Lacher, resümiert Cleese. „Worüber sollen wir uns amüsieren, wenn nicht über Menschen“, schilt er die PC-Fraktion.. „Über Steine?“ Altmeister John Cleese zeigt: Verfettung bedingt keinen Humorverlust.

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