Konzerthaus Berlin: Wo gefiedelt wird, fallen Späne
Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt erhält eine neue Bühne. Dafür muss das Haus allerdings drei Monate lang geschlossen bleiben. Also schnell noch einmal hingehen, bis zum 29. Juni!
30 Jahre haben sie die Welt bedeutet – jetzt fliegen sie raus: die Bühnenbretter im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Unzählige Cellostachel haben sich seit der Eröffnung des wieder aufgebauten klassizistischen Musentempels 1984 in diesen Holzboden gebohrt, tausende Male erzitterte er unter mächtigen Fortissimo-Schlägen des vollen Orchesters. Dank eines „Kulturinvestitionsprogramms“ der EU kann das marode Musikerpodium nun in diesem Sommer ausgebaut und durch eine neue Hubpodienanlage ersetzt werden. 2,5 Millionen kostet die Modernisierungsmaßnahme, die eine Hälfte zahlt Brüssel, die andere steuert das städtische Immobilienmanagement bei.
Für die technische Aufrüstung allerdings muss die Spielzeitpause auf drei Monate verlängert werden. Das trifft vor allem die Macher des Jugendorchestertreffens „Young Euro Classic“ hart, das seit 2000 alljährlich im Hochsommer zu Gast war – und sich 2014 nun zweiteilen muss: Vom 8. bis 17. August spielt die Musik im Admiralspalast, der erste Teil des Festivals findet bereits vom 22. bis 29. Juni in der Philharmonie statt.
Konzerthaus-Intendant Sebastian Nordmann will die Tage bis zur Schließung am 30. Juni nämlich selber nutzen, um noch einmal die ganze Vielfalt seines Klassikangebots vorzuführen. Zum Beispiel „2 x Hören“, ein Format, bei dem komplexe Werke doppelt aufgeführt werden: Einmal vor und einmal nach erklärenden Worten. Am 23. Juni singt das Ensemble De Morales im Werner-Otto-Saal Motetten von Johannes Ockeghem. Zeitgleich kann man in der Reihe „Ein Abend mit …“ dem Tenor Christoph Prégardien begegnen, der sich für ein Goethe-Programm im kleinen Saal Udo Samel und den Pianisten Michael Gees eingeladen hat.
Während das Espressokonzert am 25. Juni ausverkauft ist, gibt es noch Tickets für die Auftritte von Nikolai Znaider am 27., 28. und 29. Juni, mit denen er sich als „Artist in Residence“ des Konzerthausorchesters verabschiedet. Sein Instrument wird der Geiger dann im Kasten lassen und zum Taktstock greifen. Chefdirigent Ivan Fischer seinerseits stellt sich im Werner-Otto-Saal am 28. und 29. Juni als Komponist vor: In seinem Einakter „Die rote Färse“ geht es um einen Schauprozess mit antisemitischem Hintergrund.
Komplett dicht wird Intendant Nordmann sein Haus im Sommer nicht machen: Ab dem 12. Juli gibt es täglich um 16 Uhr eine Führung durch den Schinkel- Bau – mit Baulärm statt Musik.