Komödie "Kundschafter des Friedens": Wir Oldies aus dem Osten
Ost gegen West, jung gegen alt: Die Komödie „Kundschafter des Friedens“ glänzt mit guten Gags und toller Besetzung rund um Henry Hübchen.
„Ossis Four“, so müsste der Film in Anlehnung an „Ocean’s Eleven“ eigentlich heißen. Die smarte, aus treibenden Bläserriffs und coolem Keyboard-Geplucker der Siebziger zusammengebraute Musik. Der blaustichige, entsättigte Thrillerlook. Der Retrotouch der Architektur, Kostüme und Splitscreen-Bilder. All das ist eine liebevolle Hommage an einschlägige Gaunerkomödien, wobei Robert Thalheims Ost-Agenten es nicht ganz mit der Cleverness und handwerklichen Eleganz der US-Casino–Knacker aufnehmen können, die zuletzt Steven Soderbergh glamourös in Szene gesetzt hat.
Das könnte daran liegen, dass Jochen Falk, der Anführer eines Zausel-Quartetts ehemaliger DDR-Agenten, ein schluffiger Rentner ist, der gern mit einem Einkaufsnetz voll leerer Bierpullen an Konnopkes Currywurstbude steht. Sein Ruhm als Top-Agent ist ebenso Geschichte wie der Staat, dem er einst diente – und der Spione wie Günter Guillaume in euphemistischem Sozialismussprech als „Kundschafter des Friedens“ titulierte. Das hindert Falk und seine Bande nicht, sich in der fiktiven, ehemaligen Sowjetrepublik Kadschikistan ins Geheimdienstgetümmel zu stürzen. Dort gilt es, a) eine internationale Krise abzuwenden, b) Deutschlands Gesicht zu wahren und c) den alten BND-Agenten Frank Kern aufzutreiben, mit dem Falk noch eine Rechnung offen hat. Seltsam nur, dass die junge Kollegin Paula, die die vier Oldies begleitet, auch auf den Nachnamen Kern hört.
Genüsslich aufgestellte Revanche von Ost gegen West
Mit der sichtlich amüsiert aufspielenden Truppe aus Vollblut- (Henry Hübchen, Michael Gwisdek) und Teilzeit-Komödianten (Thomas Thieme und Winfried Glatzeder) ist dem Regisseur ein Besetzungscoup gelungen. Sie und ihr Wessi-Widerpart Jürgen Prochnow, der auch noch eine Prise Hollywood-Action in den Film bringt, tragen spielend die allmählich banale private Konflikte statt politische Verstrickungen enthüllende Geschichte. Dem systemtreuen Techniker Jaecki (Gwisdek) dabei zuzusehen, wie er sich abmüht, im Kabelsalat eines Hoteltechnikraums einen für die Mission nötigen Lichtausfall zu erzeugen, ist ein großer Spaß. Dazu setzt es dauernd Sprüche wie „Da mussten wir jetzt 25 Jahre drauf warten, dass der BND angeschissen kommt und einsieht, dass wir die besseren Agenten waren“.
Doch die eigentliche humoristische Fallhöhe schafft nicht die genüsslich ausgestellte Revanche Ost gegen West, sondern das universell gültige Generationending, der Revierkampf zwischen Jung und Alt. So arrogant die Oldie-Agenten zuerst dem „Mädel“ Paula Kern gegenüber auftreten, so sicher sind sich die jungen, selbstredend in allen digitalen Finessen bewanderten BND-Kollegen, dass die analogen Altchen „nicht mal den Flug überleben“. Da hat das Drehbuch von Oliver Ziegenbalg und Thalheim diverse gute Gags parat.
Auch wenn Dramaturgie und Pointendichte nicht das Anfangstempo halten können, ist der Regisseur, dessen Karriere 2004 mit der schönen Lowbudget-Komödie „Netto“ startete, durch die Friedenskundschafter seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Das lautet nämlich, anspruchsvolles großes Publikumskino machen zu wollen – so wie Wolfgang Becker mit der genialen DDR-Komödie „Good Bye, Lenin!“. Die ist bis dato unerreicht.
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