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Ein Himmel voller Blüten. Für die Installation von Rebecca Louise Law im Bikini Berlin wurden Rosen, Hortensien, Gerbera, Freesien und Orchideen verwendet.
© promo

Mode & Style: Wie wir aufblühen

Ein fertig gebundener Standardstrauß? Wo bleibt denn da das Flair?! Lässig arrangierte Blumen sind ein Thema für den Lifestyle geworden – wenn sie nicht gleich als Kunst dienen.

Blumen als symbolische Geste haben ausgedient. Heute müssen Blumen vor allem eins: etwas darstellen. Blumensträuße sollen nicht länger wie lieblos zusammengetackerte, starre Gebinde ihr kurzes Leben in bauchigen Keramikvasen fristen, sondern eine mit leichter Hand arrangierte Schönheit verbreiten, sich gar als temporäres Kunstwerk entfalten.

In Designmagazinen, Blogs und im wirklichen Leben kann man das seit einiger Zeit beobachten: Es gibt immer mehr Blumenkünstler, die weit entfernt sind von der verächtlich sogenannten „Gebrauchsfloristik“. Sie bieten Workshops an, in denen man lernt, wie man jeder einzelnen Blume zur richtigen Jahreszeit Beachtung schenkt. Das ist auch der Ansatz von Anton van Duijn, der in den Niederlanden ein Star unter den Floristen ist. Er war einer der Ersten, der auf Grünzeug als Füllmasse verzichtete, er entfernt sogar die Blätter an den Blumen selbst. „Viele verschiedene Blumen in verschiedenen Längen sollen in einem Strauß zusammen gut aussehen“, sagt van Duijn.

Schnittblumen haben im Nachbarland einen viel höheren Status als hier, was sich auch daran ablesen lässt, dass es dort eine Floristen-Fernsehshow gibt: „Hollands Beste Bloemstylist“. Ähnlich wie Sänger bei „Deutschland sucht den Superstar“ müssen beim „Bloemstylist“ Floristen gegeneinander antreten. Dort machte Anton van Duijn sich und seine Art, Blumen zu binden bekannt – und überzeugte durch seinen Auftritt das Start-up Bloomon von seiner Arbeit. Heute ist er der Chefflorist der Firma, die seit Februar in Berlin Blumen ausliefert.

Das läuft überraschend gut, stellt Christoph Krämer, Deutschland-Chef von Bloomon.de fest. „Wir haben im November in Hamburg, München und Köln gestartet, aber nirgendwo wird so viel bestellt wie in Berlin.“

Bloomon ist ein Lieferservice, der sich zunutze macht, dass in den Niederlanden Schnittblumen nicht nur erfunden wurden, sondern auch bis heute viel und gut gezüchtet werden. Dienstags werden die Blumen vom Feld geerntet, zu Sträußen gebunden und dann am Mittwoch direkt in der Vase zu den rund 15.000 Kunden transportiert.

Rebecca L. Law macht Kunst..
Rebecca L. Law macht Kunst..
© promo

Man kann sich regelmäßig Sträuße liefern lassen, den Rhythmus und die Größe bestimmt der Kunde. Nicht alle Blumen kommen aus den Niederlanden, gerade in den Wintermonaten werden die Blumen aus Afrika oder Südamerika geliefert. Christoph Krämer ist sich darüber im Klaren, dass das Thema Nachhaltigkeit auch bei Blumen immer wichtiger wird. „Das ist noch nicht wie bei Lebensmitteln, aber viele wollen schon wissen, woher ihre Blumen kommen“, sagt er. Und auch, ob sie mit Pestiziden besprüht und unter welchen Arbeitsbedingungen sie geerntet werden. Denn auch von der Qualität der Blumen hängt es ab, wie lange sie halten.

Anton van Duijn kümmert sich um das Aussehen der Sträuße. Dabei ist für ihn Mode die wichtigste Inspiration. „Ich blättere viel in Modemagazinen“, sagt er. Für den Sommer sieht er auch bei Blumen Colourblocking in Gelb und Violett voraus. Er ist sich allerdings nicht sicher, ob die Deutschen die kräftigen Farben genau so gut finden wie die Niederländer. Bei seinen Workshops in Deutschland hat er festgestellt: Die Deutschen mögen eher sanftere Töne. Berlin sei allerdings anders: „Die trauen sich was.“

Bloomon liefert Sträuße....
Bloomon liefert Sträuße....
© promo

Geradezu virtuos ist der Umgang mit Blumen bei Rebecca Louise Law. Sie ist eine Künstlerin, die mit Blumen arbeitet wie andere mit Farbe und Leinwand. Genau das hat sie auch getan, als sie vor mehr als 17 Jahren als Kunststudentin im nordenglischen Newcastle überlegte, wie sie sich von der kleinen Fläche lösen könnte, um größer in den Raum hineinzumalen. Da half ihr der heimische Dachboden auf die Sprünge. Ihr Vater trocknete dort Blumen. Als Gärtner betreut er eine historische Gartenanlage des britischen National Trust. So begann sie florale Skulpturen zu bauen, sie stellte in Museen wie dem Vitra in Weil am Rhein und auf der Art Basel aus. Ihre aktuellste Installation hängt seit einer Woche im Bikini Berlin in der Budapester Straße.

An kupfernen Drähten sind kopfüber Rosen, Hortensien, Gerbera, Freesien und Orchideen an der Decke befestigt, wie unter einem bunten Himmel fühlt man sich. Anders als ein Florist sieht Rebecca Louise Law Blumen nicht als Dekomaterial, ihre Blumen verändern ihr Aussehen schon während der Ausstellung wegen des Trockenprozesses. Später verarbeitet Law sie zu kleinen Stillleben, die an Gemälde Alter Meister erinnern. Die kann man sich jeden Sonntag in ihrem Studio in East London ansehen – direkt neben dem örtlichen Blumengroßmarkt gelegen.

- Mehr Blumen: Mary Lennox, The Store, Torstr. 1, Blumen Marsano, Charlottenstr. 75, beides Mitte und Blumen- und Gartenkunst, Alt-Moabit 21/22 in Tiergarten

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