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Die leere Bühne im Berliner Hebbel am Ufer (HAU).
© Kai-Uwe Heinrich

Absagen, streamen, reduzieren: Wie die Berliner Kulturinstitutionen auf die Krise reagieren

Auch am Mittwoch haben viele Häuser in Berlin Präventionsmaßnahmen wegen des Coronavirus beschlossen. Ein Überblick: Von den Philharmonikern bis zur Volksbühne.

Die Berliner Philharmoniker spielen an diesem Donnerstag vor leeren Zuschauerreihen – und übertragen das Konzert mit Simon Rattle und den Vocalsolisten Stuttgart im Internet. Auf der Plattform der Digital Concert Hall ist der Abend, bei dem Werke von Luciano Berio und Béla Bartók erklingen, kostenlos weltweit zu sehen. Auch an den beiden weiteren geplanten Aufführungsterminen am Freitag um 20 Uhr und am Samstag um 19 Uhr wird der Mitschnitt dann erneut in der Digital Concert Hall gezeigt. Die täglichen Führungen durch die Philharmonie sowie die wöchentlichen Lunchkonzerte sind bis zum 19. April ausgesetzt.

An der Neuköllner Oper findet die Uraufführung „Opera for sale“ am Donnerstag statt. Ab Freitag aber wird der Spielbetrieb zunächst bis zum Monatsende eingestellt. Im Chamäleon findet die Premiere der Show „Le Coup“ am Donnerstag ebenfalls statt. Da die Location am Hackeschen Markt 300 Plätze hat, sollen, bis auf Weiteres, alle geplanten Vorstellungen stattfinden.

Die Premiere von „Autistische Spiele“ von Tobias Yves Zintel und Przemek Zybowski im Ballhaus Ost wird am Donnerstag über die Bühne gehen, ebenso wie zwei Folgevorstellungen. Zum jetzigen Zeitpunkt geht das Team des Ballhaus Ost auch davon aus, dass sie in den nächsten Wochen den Spielbetrieb aufrechterhalten werden. Auch das Radialsystem spielt nach Plan. Das Hebbel am Ufer schließt alle drei Spielstätten bis zum 19. April. Ausgewählte Produktionen sollen per Livestream zu sehen sein.

Der Deutsche Kulturrat fordert einen Notfallfonds für Freiberufler im Kulturbereich: „Mit der Absage von Aufführungen droht ein erheblicher Teil von deren Einnahmen wegzubrechen. Das kann sehr schnell existentielle Auswirkungen haben“, sagt Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärt: „Mir ist bewusst, dass diese Situation eine große Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutet und insbesondere kleinere Einrichtungen und freie Künstlerinnen und Künstler in erhebliche Bedrängnis bringen kann.“ Grütters verspricht: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht."

Hart trifft die Corona-Krise die nicht staatlichen Einrichtungen. Die Proben der Komödie am Kurfürstendamm für die Premiere von „Mord im Orientexpress“ am 22. März im Schillertheater sind nicht unterbrochen. Brigitta Valentin, die Sprecherin der Bühne, berichtete, dass Indendant Martin Woelffer am Mittwoch mit seinem Team beraten habe. Man wolle, nach aktuellem Stand, die Vorstellungen nicht absagen. Die Platzzahl im Saal wird aber auf 999 beschränkt. Es sind bereits 20 000 Karten für das von Katharina Thalbach inszenierte Stück verkauft. Die Produktion kostet eine Million Euro, eine Absage wäre ruinös, da das Haus zu 93 Prozent eigenfinanziert ist.

Mit „großem Bedauern“ haben die Berliner Festspiele ihre geplanten Projekte bis Ostern abgesagt. Betroffen sind das komplette MaerzMusik-Festival, die Tanz-Gastspiele von Ballet Rambert und The Royal Ballet sowie von Anne Teresa De Keersmaeker. Auch die Filmreihe „Sundays for Hong Kong II“ im Gropius Bau entfällt. Auf der Webseite der Volksbühne heißt es, dass die Vorstellungen erst einmal bis 1. April ausfallen, dazu gehört die Premiere „Der Kaiser von Kalifornien“ am 19. März.

Die Akademie der Künste verzichtet auf eine öffentliche Verleihung des Kunstpreises Berlin am 18. März am Pariser Platz. Einen eigenen Weg geht das Berliner Ensemble. Dort wird auch im großen Haus weitergespielt, mit einer reduzierten Kapazität von 480 Zuschauern. Die Vorstellungen im Neuen Haus (maximal 185 Plätze) sowie im Werkraum (90 Plätze) finden wie geplant statt. Die Situation soll täglich neu bewertet werden. Besucher, die auf einen Vorstellungsbesuch verzichten möchten, können bereits bezahlte Karten gegen einen Gutschein umtauschen oder gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgeben. Tsp

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