Frauen in der Popmusik: Wer hat's erfunden?
"Genial" - ein Attribut, das zwar viele Männer, aber Frauen so gut wie nie bekommen. Ein Abend in der Kantine am Berghain will zeigen, dass das gar nicht geht.
Unsere Gesellschaft ruht bekanntlich auf Bier und WLAN. Aber wer hat das eigentlich erfunden? Im Zweiten Weltkrieg entwickelte die österreichische Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr das Bandspreizverfahren, technische Grundlage fürs heutige WLAN. Jahrtausende davor waren es Frauen, die in Mesopotamien aus Getreide ein neuartiges Getränk brauten: Bier. Da soll noch mal jemand sagen, Frauen hätten keine wichtigen Beiträge zu Technik oder Kultur geliefert.
„Spiegel“-Kolumnistin Margarete Stokowski erzählt das zum Auftakt der Veranstaltung „Ich brauche eine Genie – Feminismus, Popkultur, Spaß und so“ in der Kantine am Berghain. Und zitiert den Wikipedia-Artikel zum Begriff „Genie“. 27 Beispiele sind dort gelistet. Nicht eines davon weiblich. Das Phänomen, dass ausschließlich Männer des Genie-Labels für würdig erachtet werden, zieht sich durch Wissenschaft, Kunst, auch Pop. Um das zu ändern, haben die Zwillingsschwestern Kerstin und Sandra Grether alias Doctorella dieses Mini-Festival ins Leben gerufen. Sie wollen weiblichen deutschen Musikerinnen eine Plattform geben und auf die mangelnde Präsenz von Frauen in fast allen Bereichen deutscher Popmusik aufmerksam machen.
Voguen, twerken und springen
Die apokalyptischen Regengüsse sorgen für einen verspäteten Start und wohl auch dafür, dass die Kantine deutlich voller sein könnte. Doch das Programm überzeugt. Den musikalischen Teil eröffnet das Duo Zuckerclub, das nach anfänglichen Soundproblemen feinsten, intimen Rock-Pop mit klugen deutschen Texten spielt. Das Schwesterngespann Jolly Goods tritt deutlich punkiger auf, mit starken Anleihen an die Riot Grrrl Bewegung in Sound und Attitüde. Nach Mitternacht, die Reihen haben sich weiter gelichtet, kommt der eigentliche Headliner des Abends: das Elektro-Dancehall-Duo Chefboss aus Hamburg. Als einer der wenigen weiblichen Acts traten sie schon auf großen Festivals wie Rock am Ring auf. Chefboss ist ein Act, der nur live richtig wirkt. Die, die geblieben sind, feiern den Auftritt. Texte und Musik sind wenig innovativ, es geht immer ums Partymachen, manchmal auch um Zombies. Doch wenn Alice Martin charismatisch diese flachen Texte rappt und Maike Mohr und ihre Tänzerinnen dazu voguen, twerken und auf der Bühne herumspringen, versprüht Chefboss pure, ansteckende Energie. Die Hoffnung macht auf eine weiblichere Zukunft des Pop.
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